Juergen R. Schreiter #Entrepreneur · #LocationScout · #TripAdvisior

Trekking in Nepal 2005
Nepal Trekking 2005

Nepal
Nepal liegt eingebettet zwischen Indien, Tibet (von China annektiert) und Butan. Nepal misst von der Nordwestausdehnung bis zum Südosten ca. 600 km und ist durchschnittlich 120km breit. Dabei ist die geografische Struktur einmalig in der Welt; ist im Süden der tiefste Punkt bei 70 Metern zu finden, so liegt der höchste Punkt im Norden am Mt. Everest bei 8850 Metern. Nepal müsste eigentlich zu den Subtropen gerechnet werden, aber aufgrund der Höhenlage herrscht hier ein eigenes Klima vor. Nepal ist das höchst gelegene Land der Welt, 40% des Territoriums liegen über 3000m. Das ist auch statistisch erfasst die durchschnittliche Landeshöhe.
Man geht davon aus, dass im Hinduistischen Königreich Nepal bis zu 100 ethnische Gruppen und Kasten leben, und das bei nur 24 Millionen Einwohnern. Es herrscht im Glauben der Hinduismus vor, mit gewandelten Glaubensrichtungen bis zu 80% der Bevölkerung, 11% sind Buddhisten und der Rest ist in viele Glaubensrichtungen gespalten. Da aber die Götter beide Glaubensrichtungen dominieren und eine große Anzahl der Götter in beiden Religionen vorkommt, gibt es im Land zwischen den Volksstämmen und den Religionen keine nennenswerten Streitigkeiten Sie leben in Eintracht und akzeptieren den anderen Glauben. Die Hauptgötter sind Brahma, Shiva und Vishnu, die in einer Vielfalt von Inkarnationen in Erscheinung treten.
Nepal bestand im Mittelalter aus drei Königreichen, die aber noch in 24 weitere untergliedert waren. Es dominierte über Jahrhunderte das Regime der Malla´s. Nach einem Krieg konnte 1768 das Geschlecht der Shah die Herrschaft übernehmen und diese bis 1846 behaupten. Durch Rana wurde das Land geeint. Diese Dynastie herrschten bis 1951. Das Land war in totaler Isolation, abgeschottet von der gesamten Welt. Sehr viele Dinge des normalen Lebens waren verboten. In einem Staatsstreich übernahm das Geschlecht der Shah wieder die Macht. Erste demokratische Reglementarien, wie ein Parlament, Wahlen u.ä. wurden möglich. Aber auch in dieser Familie gab es nach innen und außen Probleme, so erschoss ein Spross der Familie 2001 fast die gesamte Königsfamilie, einschließlich der eigenen Eltern. Es gibt seit 1996 die große Problematik des Maoismus, der schon sehr viele Todesopfer gekostet hat und es gab am 1.2. 2005 die totale Machtergreifung des Königs Gyanendra, der das gesamte Parlament auflöste, sich in Personalunion als Ministerpräsident einsetzte und für ein viertel Jahr den Ausnahmezustand erklärte
Nepal wird in drei Zonen eingeteilt, die sich fast parallel durch das gesamte Land ziehen:
– im Süden, an der indischen Grenze, mit dem Dschungelgebiet liegt das Terai
– in der Zone mit dem Kathmandutal ist das Mittelland
– und im Norden die Hochgebirgsregion.
Im Süden, in Höhen von 70m bis 150m werden die meisten Nahrungsmittel für das gesamte Land angebaut, teilweise über 80% des gesamten Volumens. Es gibt hier auch die einzigen Industriestand-orte außerhalb des Kathmandutales, diese sind vorrangig in den Städten konzentriert. Aus diesem Grunde wird hier auch eine Straßenverbindung zwischen allen Städten geschaffen. Es leben hier meist die den indischen zu zuordnenden Volksgruppen. Es dominiert der Hinduismus . 47% der nepalesische Bevölkerung bearbeiten hier fast 70% des verfügbaren Ackerbodens bei nur 14% der Gesamtfläche. Im Mittelland, es wird gerechnet bis ca. 3000 m Höhe, gelingen den Bauern nur noch 2 Ernten im Jahr. Die Industrie drängt sich um Kathmandu. Die Anlagen sind aber mit denen bei uns nicht vergleichbar. In der Hauptstadt konzentriert sich auch das gesamte Bildungswesen und es ist eine ausreichende medizinische Versorgung garantiert. Der Volksstamm der Newar dominiert, aber aus allen anderen ethnischen Gruppen sind hier inzwischen Menschen angesiedelt. Im Kathmandutal leben ca. 45% der Gesamtbevölkerung und können noch etwa 20% des Bodens nutzbar machen.
Im Bergland gibt es fast keine Straßen mehr, es muss alles auf dem Rücken transportiert werden und es herrscht speziell in den westlichen Landesteilen große Trockenheit. Hier halten sich noch 8% der Bevölkerung auf und bewirtschaften Kleinstfelder, die den Bedarf an Produkten nur aufbessern. Diese hier ansässigen Volksgruppen haben sich auf den Tourismus spezialisiert, hier gilt den Sherpas eine besondere Würdigung. Sie sind die aktivsten Bergbewohner, die sich seit der Öffnung des Landes für die Erforschung und Besteigung der höchsten Berge der Welt verdient gemacht haben. Die Verbindung in andere Landesteile und die Hauptstadt erfolgt fast nur über die vier sehr hoch gelegenen kleinen Inlandsflugplätze, die z. T. noch Naturpisten besitzen. Große Teile der Bergregionen sind unbesiedelt und nur unter schwersten Anstrengungen erreichbar. Der gesamte Personenverkehr geht zu Fuß, alle Lasten werden getragen.

Geplanter Ablauf unserer Reise…

1. Tag
Flug von Frankfurt/M. nach Kathmandu.

2. Tag
Heute erreichen wir Kathmandu. Auf der Fahrt vom Flughafen ins Hotel bekommen wir einen ersten Eindruck vom quirligen Großstadtleben der Hauptstadt. Danach haben wir einige Stunden zur freien Verfügung für einen ersten Stadtbummel, ehe wir uns am Abend zum Begrüßungsessen in einem traditionellen nepalesischen Restaurant treffen.

3. Tag
Bereits am frühen Morgen werden wir zum Flughafen gebracht. Ein etwa 40minütiger Panoramaflug entlang der Himalaya-Hauptkette bringt uns nach Lukla, einem kleinen Ort bereits mitten im Himalaya. Die Landung der kleinen Twinotter-Maschine auf dem nur 600m langen Rollfeld mit 60m Höhenunterschied (!) ist spektakulär. Nach kurzer Rast in Lukla starten wir unsere Trekkingtour. Zunächst geht es gemütlich bergab und am Dudh Kosi entlang nach Phakding.

4. Tag
Zunächst folgen wir weiter dem tief eingeschnittenen Tal des Dudh Kosi. Wir passieren einige kleine Ortschaften, in denen hübsche Lodges und Restaurants zur Rast einladen. Bei Monjo betreten wir den Sagarmatha-Nationalpark. Kurz darauf überqueren wir den Fluß auf einer spektakulären Hängebrücke. Die letzten 2-3 Stunden geht es steil hinauf nach Namche Bazar (3400m), der berühmten Hauptstadt des Sherpa-Volkes. Während des Anstiegs kann man mit etwas Glück bereits den Mount Everest sehen. Namche Bazar, dessen Häuser sich hufeisenförmig an den Hang eines kleinen Talkessels schmiegen, ist der bedeutendste Marktplatz nicht nur der umliegenden Dörfer, sondern des gesamten zentralen Himalaya. Das bunte und geschäftige Treiben hier oben kann man sich kaum vorstellen. Die Händler kommen selbst aus dem fernen Tibet mit ihren Yak-Karawanen über schneebedeckte Pässe, um ihre Waren anzubieten. Wir haben Zeit für einen kurzen Bummel durch den Ort und richten uns für 2 Nächte in einer gemütlichen Lodge ein, denn morgen werden wir hier einen Ruhetag einlegen, um uns besser an die Höhe zu gewöhnen.

5. Tag
Ruhetag in Namche Bazar. Wer möchte, kann eine kleine Wanderung in Richtung Thame oder Syangboche unternehmen, von wo aus man spektakuläre Blicke auf die umliegenden Berge hat, oder sich einfach in das lebendige Treiben der engen Gassen stürzen. Als kleine Abwechslung ist auch ein Billardspiel gegen die geübten Sherpas in einer der vielen Bars möglich. Ganz nebenbei akklimati-sieren wir uns langsam an die für uns noch ungewohnte Höhe.

6. Tag
Heute setzen wir unsere Trekkingtour fort und steigen in das obere Khumbu-Tal auf. Zunächst geht es immer am Hang entlang mit herrlichen Ausblicken auf die umliegenden Berge. Nach Überquerung einer Hängebrücke führt ein kurzer steiler Anstieg hinauf nach Tengboche, wo das weltberühmte Sherpa-Kloster unser Tagesziel darstellt. Das auf einem Hügel mit Blick zum Mount Everest gelegene Kloster, das Anfang der 90er Jahre einem Brand zum Opfer fiel, ist mit umfangreicher Unterstützung aus dem Ausland wieder originalgetreu aufgebaut worden. Eine Besichtigung der religiösen Stätte ist ebenso lohnend wie der Blick auf die umliegenden, eisbedeckten Berge unweit des Klosters.

7. Tag
Die heutige Tagesetappe ist reich an landschaftlichen Schönheiten, wie zum Beispiel dem Blick auf die eisgepanzerte Ama Dablam (6856m), die sicher zu den schönsten Bergen der Welt zählt. Unser Tagesziel ist eine Lodge in der Ortschaft Pheriche (4240m), der auch das berühmte Himalaya Hospital beherbergt.

8. Tag
Immer höher geht es hinauf, immer alpiner wird die Hochgebirgslandschaft um uns herum. Wir passieren die kleinen Ortschaften Phalang Karpo (4340m) und Duglha (4620m), während sich uns die ganze Zeit bereits fantastische Ausblicke auf die umliegenden, eisgepanzerten Berge bieten. Das Tagesziel, die kleine Ortschaft Lobuche, liegt bereits knapp unter der 5000-Meter-Grenze.

9. Tag
Eine kurze Etappe führt uns nach Gorak Shep (5140m), ganz in der Nähe des Mount-Everest-Basislagers. Am Nachmittag ist noch Zeit für kurze Wanderungen und Ausflüge in der Umgebung, zum Beispiel bis direkt zum Everest-Basislager, einfach zum Entspannen und Genießen der herrlichen Bergkulisse oder aber für eine abendliche Besteigung des 5550m hohen Aussichtsberges Kala Pattar, von dessen Gipfel aus man das phantastische Abendrot und den Sonnenuntergang am Mount Everest genießen kann. Der Aufstieg ist technisch einfach, nur die Höhe läßt den Weg anstrengend erscheinen. Wer keine Lust hat oder Probleme mit der Höhe bekommt, kann jederzeit problemlos zur nahen Lodge zurückkehren. Der Ausblick und der Gipfelerfolg an einem – wenn auch relativ unbedeutenden – 5000er sind jedoch allemal die Anstrengungen des Aufstiegs wert!

10.Tag
Der Vormittag ist noch einmal für Erkundungen wie zum Beispiel die Besteigung des Kala Pattar oder einen Abstecher ins Everest-Basecamp vorgesehen. Gegen Mittag kehren wir zurück zur Lodge in Gorak Shep und nach dem Mittagessen geht es je nach Zeit zurück nach Lobuche oder Dughla.

11. Tag
Unser Weg führt nun nach Chhukung, der letzten bewohnten Siedlung im östlichen Seitenarm des Dudh-Kosi-Tales. Über das mit zahlreichen Lodges ausgestattete Dingboche (4400m) geht es durch das immer karger werdende Tal zwischen Ama Dablam (6856m) und Lhotse (8511m)- stetig leicht steigend aufwärts, bis wir den Weiler Chhukung erreichen.

12. Tag
Option 1 – Island Peak
Für diejenigen, die die Option der Island-Peak-Besteigung wahrnehmen wollen, führt eine recht kurze, aber landschaftlich wunderschöne Etappe zum Island Peak Basislager. Von unserem Zeltcamp am Fuße des 6189m hohen Island Peak, der von den Sherpas Imja Tse genannt wird, hat man einen fantastischen Blick auf die umliegenden Berge, allen voran natürlich die 8000er Lhotse und Lhotse Shar. Auch Baruntse, Cho Polu, Num Ri, Ama Dablam oder die wilden Amphu Peaks bieten nicht weniger spektakuläre und beeindruckende Fotomotive.

Option 2
Diejenigen, denen die Besteigung des Island Peak zu schwierig erscheint oder die diese Option aus anderen Gründen nicht wahrnehmen wollen, haben heute einen Tag Zeit, um die reizvolle Umgebung von Chukhung zu erkunden und sich von den vorangegangenen Trekkingtagen zu erholen oder die vom Anspruch her mit dem Kala Pattar vergleichbare Besteigung des Chukhung Ri (5546) zu unternehmen.

13.Tag
Option 1 – Island Peak

Für die Island-Peak-Besteiger heißt es sehr zeitig aufstehen, denn bereits zwischen 3 und 5 Uhr Morgens beginnen wir mit dem Aufstieg zum mehr als 1000 Meter über uns aufragenden Gipfel. Zunächst kommen wir über gut ausgetretene Pfade in einem steilen Geröllhang zügig voran, bevor einige kurze Steilstufen in leichter Kletterei überwunden werden. Ein kleiner Grat mit unschwierigen Kletterpassagen leitet über zum Gletscher, auf dem es zunächst relativ flach weitergeht. Trotzdem werden wir uns hier je nach Verhältnissen evtl. anseilen müssen, um der (geringen) Spaltengefahr zu begegnen.
Ein letzter Steilhang von 80-200 Höhenmetern führt zum unschwierigen Gipfelgrat, der uns zum höchsten Punkt des Island Peak leitet – 6189m hoch! Von hier oben bietet sich ein phantastischer Ausblick auf die umliegenden Berge. Besonders die nahe Lhotse-Flanke, eine der gewaltigsten Fels- und Eismauern des Himalaya, beeindruckt durch ihre Größe. Wenn alles gut geklappt hat, stehen wir bereits am Vormittag auf dem Gipfel und können uns Zeit für eine ausgiebige Gipfelrast lassen. Anschließend geht es auf dem gleichen Weg wieder hinunter ins Basislager am Fuße des Berges. Sollte am Nachmittag noch genügend Zeit für den Abstieg hinunter nach Chukhung sein, können wir bereits wieder in der gemütlichen Lodge übernachten. Andernfalls bzw. falls noch nicht alle Teilnehmer den Aufstieg zum Gipfel geschafft haben und morgen noch eine Chance wahrnehmen wollen, erfolgt die Übernachtung noch einmal im Zelt.

Option 2
Für alle, die gestern in Chukhung geblieben sind, bietet sich heute eine sehr schöne Wanderung ins Island-Peak-Basislager oder auch noch ein Stück weiter entlang der Moräne des Lhotse-Shar-Gletschers zum Cho-Polu- und Lhotse-Shar Basislager an. Auch ein Abstecher in Richtung Amphu Labtsa ist möglich, bevor es zurück nach Chukhung geht.

14. Tag
Reservetag für die Besteigung des Island Peak. Ist am Vortag alles nach Plan verlaufen, geht es heute zurück bis nach Dingboche an der Verzweigung der Khumbu-Täler. Sollte die Gipfelbesteigung wegen schlechten Wetters oder aus anderen Gründen nicht geklappt haben, besteht heute eine erneute Möglichkeit, den Gipfel zu erreichen. In diesem Fall legen wir für die Gipfelaspiranten die beiden kurzen Trekkingetappen von heute und morgen zu einer längeren, jedoch nicht übermäßig anstrengenden Tagesetappe zusammen.

15. Tag
Durch das bereits bekannte Tal des Dudh Kosi gelangen wir nach Pangboche, einem netten kleinen Sherpadorf direkt gegenüber der Ama Dablam. Obwohl wir den Weg bereits vom Aufstieg her kennen, wird es nie langweilig, da die umgekehrte Laufrichtung uns völlig neue Blicke auf fantastische Berge eröffnet.

16. Tag
Der Rückweg durch das langgestreckte Khumbu-Tal vorbei am Kloster Tengboche bringt noch einmal eine Fülle landschaftlicher Eindrücke. Bereits am Vormittag erreichen wir Tengboche, wo wir bereits auf dem Hinweg in einer Lodge übernachtet haben. Von hier aus bieten Mount Everest und Ama Dablam noch einmal herrliche Fotomotive. Weiter führt unser Weg schließlich zurück in Richtung der Sherpa-Hauptstadt Namche Bazar. Diesmal wählen wir einen etwas anderen Weg, ins traditionelle Sherpadorf Kyangjuma. Von hier hat man einen hervorragenden Blick auf die umliegenden Berge und befindet sich abseits der Standard-Trekkingrouten in wundervoller Ruhe.

17. Tag
Von Kyangjuma aus geht es in kurzer Wanderung zurück nach Namche und weiter durch das Tal des Dudh Kosi bis zum Nationalparkeingang nach Monjo.

18. Tag
Auf unserer letzten Tagesetappe geht es zurück nach Lukla, dem Ausgangspunkt unserer Trekking-tour. Wir lassen den Sagarmatha Nationalpark, dessen faszinierend schöne Hochgebirgslandschaft uns in den letzten Tagen wieder und wieder beeindruckt hat, hinter uns, überqueren auf den bereits vom Hinweg bekannten Hängebrücken mehrfach den Dudh Kosi und gelangen schließlich kurz hinter Phakding in einem letzten Anstieg hinauf nach Lukla.

19. Tag
Am zeitigen Morgen begeben wir uns auf den Flugplatz, und dann ist Warten angesagt. Langweilig wird es dabei aber sicher nicht, denn wenn die 16sitzigen Twin-Otter-Maschinen in eleganter Kurve einschweben, schauen meist alle gebannt zu und bewundern die Perfektion der erfahrenen Piloten. Dann muß alles ziemlich schnell gehen, denn viel Zeit zum Beladen und Einsteigen bleibt nicht, bevor die kleinen Flugzeuge wieder in Richtung Kathmandu abheben. Der Flug selbst ist bei gutem Wetter erneut ein Erlebnis für sich, fliegt man doch unmittelbar entlang der Himalaya-Hauptkette und hat oft einen fantastischen Blick auf die unzähligen Fels- und Eisriesen. Vom Flughafen Kathmandu aus fahren wir in unser Hotel. Der Rest des Tages steht für individuelle Besichtigungen in Kathmandu oder einen kleinen Einkaufsbummel durch das Stadtzentrum Thamel zur freien Verfügung.

20. Tag
Die Besichtigung der wichtigsten religiösen Sehenswürdigkeiten Kathmandus, Pashupatinath und Boudhnath, ist für Nepal-Besucher eigentlich fast ein Muss. Auch Sie werden beeindruckt sein von den kunstvoll verzierten Tempelanlagen und religiösen Zeremonien. Auch der „Affentempel“ Swoyambhunath – das wichtigste buddhistische Heiligtum des Kathmandutals – steht auf dem Besichtigungsprogramm in der Hauptstadt. Am Abend gibt es das traditionelle gemeinsame Abschiedsessen in einem nepalesischen Restaurant.

21. Tag
Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland.

22. Tag
Ankunft in Deutschland.

Unsere Gruppe:
Tanja Hett
Dagmar Bergholz
Jürgen Schreiter
Matthias Prokein
Detlef Rathjen
Jürgen Wimmer
Matthias Greeff
Thoralf Dreißig
Oliver Arnold
Dora Bräuer
Siegfried Bräuer

Unsere nepalischen Begleiter:
Dorjee Sherpa Trekking- Guide
Daila Sherpa Assistant-Guide
(Mingmar Sherpa /genannt „Kleiner Mingmar“/ unser Guide für 3 Tage)
Nuru Zanbu Sherpa Climbing-Guide
Champa Tamang Climbing-Guide
Jamba Sherpa Climbing-Guide
Brüder von Mingmar Sherpa, genannt
„Deutscher Mingmar“
Tsewang Sherpa Porter
Lakhman Rai Porter
Dambahadur Rai Porter
Bishnu Rai Porter
Dsar Bahadur Rai Porter

24.3.2005 Frankfurt-Flug Doha
Nach einer ruhigen Nacht sind wir gegen 7 Uhr aufgestanden und haben uns in aller Gelassenheit auf den Start konzentriert. Die bereits gepackten Säcke wurden geschnürt und eingeladen, dann sind wir um 12 Uhr gestartet. Die Fahrt verlief zunächst im normalen Verkehr, doch in den Verkehrs-meldungen wurde von 10 km Stau nach Eisenach gesprochen. Natürlich sind wir aufs Stauende gefahren, doch es ging langsam weiter und später von der Autobahn runter. Nach einer Stunde Fahrt konnten wir auf der folgenden Auffahrt die Autobahn wieder benutzen. Bis Frankfurt gab es dann auch keine weiteren Probleme, so dass wir dort gegen 17 Uhr in ein Parkhaus einfahren konnten. Da wir noch nie auf dem Fraport waren, gab es schon etwas Sucherei, bis wir an Ort und Stelle waren. Die Zeit bis zum Abflug verging schleppend, da uns doch eine gewisse Anspannung überkommen war. Einzelne Reisende sahen wir dann auch mit Trekkingsäcken – Diamir, Hauser und andere Anbieter. Also mussten wir hier auch richtig sein. Es folgten die obligatorischen Flughafenabwicklungen und ab in den Transitraum, später in das Flugzeug. Um 22.30 Uhr startete dann der Airbus 300/600 der Quatar-Airways. Geflogen sind wir die 4.500km fast in gerader Linie in gut 6 Stunden.

25.3.2005 Flug Doha-Kathmandu
Durch die Zeitverschiebung landeten wir zum Zwischenstopp in Doha um 6.15 Uhr und hatten 2 ½ Stunden Aufenthalt. Dann ging es mit dem gleichen Flugzeugtyp weiter nach Kathmandu. Dort kamen wir planmäßig um 16.15 Uhr Ortszeit, Flugzeit: 5 ½ Stunden. Damit hatten wir bei 4 ¾ Stunden Zeitdifferenz und dem Aufenthalt in Doha schon einen anstrengenden ersten Tag hinter uns. Im Flugzeug selbst war ein sehr ordentlicher Service zu verzeichnen, es gab sehr oft Getränke, natürlich auch das generelle Mahl. Das schmeckt allerdings, wie bei anderen Airlines auch, übelst. Aber es war eine umfangreiche Auswahl auf der Speisekarte!
Auf diesem Flugabschnitt lernten wir auch schon 4 Mitglieder unserer Gruppe kennen, wir saßen nebeneinander im Flugzeug. Angekommen in Kathmandu war man sich erst mal selbst überlassen und konnte nur dem Herdentrieb folgen. So war es auch in den Reiseunterlagen beschrieben: „Tut erst mal das, was die Anderen machen, denn es gibt immer Leute, die schon dort waren.“ Das war dann auch recht und nach angemessener Zeit, der Kontrolle durch durchdringend-lässige Augenpaare, der Entrichtung der Eintrittsgebühr für Nepal in Höhe von 25,- Euro und dem Abstempeln der Dokumente konnten wir das Flughafengebäude verlassen. Hier wurden wir von sich um uns reißenden Nepali´s überrollt, die aber alle zum Team von Diamir gehörten und nur unsere Säcke auf und in den alten Kleinbus verfrachten wollten. Es erfolgte sofort die Begrüßung durch den Repräsentanten von Diamir in Nepal,
Ngima D. Sherpa, ein auf den ersten Blick wirklich „ganz feiner Mensch“, wie sich später noch herausstellen sollte. Zur Begrüßung bekamen wir alle die weiße Schärpe, die Katha, in die die 8 glücksbringenden Symbole und die Gebetsformel „Om Mani Padme Hum“ eingewebt sind. Die anschließende Busfahrt ins Hotel „Marsyangdi Mandala“ dauerte bei dichtestem Verkehr ca. 30 Minuten. Schon auf dieser Kurzfahrt wurden wir von neuen Eindrücken total überschüttet.
Im Hotel fanden wir ordentliche Zimmer vor, konnten uns auch gleich duschen und etwas erholen. Für 19 Uhr war der Abmarsch zur großen Begrüßungszeremonie in der „Sherpa Küche“ angesagt. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits stockdunkel, aber auf den Straßen mit düsterer Beleuchtung herrschte noch reger Betrieb. Wir zeigten aber dafür nur wenig Aufnahmebereitschaft, war hier erst mal „gucken“ angesagt. Das Sherpa-Hotel war wirklich von der feinen Sorte. Mit vielen unbekannten kleinen Vorspeisen, etwas Reisschnaps und dem opulenten Hauptgang sowie einer Nachspeise wurden wir vorzüglich versorgt. Ein kleines Kulturprogramm gab uns den ersten Einblick in traditionelle Musik, Kleidung und Gebaren. An der Begrüßung nahmen alle vier Gruppen von Diamir teil, deren Reisestart der 24.3. gewesen ist. Da sagte Dora schon über einem Sherpa, den kenne ich, den hab ich schon gesehen. Der sieht genau aus wie der Mingmar vom Wiegand und den Sächsischen Bergsteigern. Wir waren aber noch etwas skeptisch und legten den Gedanken wieder ab. Nach einem nächtlichen Fußmarsch durch die Stadt sind wir zurück zum Hotel und gegen 22 Uhr ins Bett gefallen, waren wir doch k.o. und für morgen früh zeitiges Aufstehen erforderlich.

26.03.2005 Flug Kathmandu-Lukla-Phakding
Nach dem ausreichenden, aber einfachen Frühstück (aber vorzüglich in Betracht auf die folgenden Tage) startete der Bus bereits um 6.30 Uhr zum Flughafen. Dort war bereits große Hektik, für uns eigentlich undurchschaubar. Zwei unserer Gruppen flogen umgehend in Richtung Annapurna, die Leipziger Ärzte starteten auch vor uns nach Gokyo, ihre Reise dauerte nur 2 Wochen. Natürlich war der bewusste Sherpa wieder da, es war der „Deutsche“ Mingmar und er leitete diese Gruppe als Tourguide. Leider war für unsere Gruppe erst der letzte Flug möglich, aber die Zeit verging schnell und noch schneller der folgende Start der Twin-Otter, eines 20-Sitzers älteren Jahrganges. Es war leicht bewölkt und keine Fernsicht, so dass wir nur die unmittelbare Umgebung und die Landschaft unter uns wahrnehmen konnten. Plötzlich kam die Landepiste in Sicht und Sekunden später bog der kleine Floh nach 50 Minuten Flugzeit schon auf den Parkplatz ein. Lukla war erreicht, einer der spektakulärsten Landeplätze überhaupt. 600 Meter Landebahn mit 60 Meter Steigung. Die Abfertigung war sehr flott, aber gewissenhaft und wir standen ganz fix draußen auf dem „Everest-Highway“, dem Weg, den alle nehmen müssen, die in diese Richtung wollen, denn es gibt nur den einen. In der German Bakery and Guesthouse “Sherpa Logde” war erforderlicher Zwischenstopp. Im Innenhof drängten sich vielleicht 50 Trekker und 30 Porter, dazu die Guides.

Zur Erklärung vielleicht hier ein paar kurze Worte:
– Trekker sind die Urlauber (oder die, die sich durch die Gegend quälen wollen)
– Tour-Guide ist der generell Verantwortliche für die gesamte Durchführung des Treks
– Assistent- Guide, der macht die Arbeit, Planung, Flug, Essen, Bezahlen…
– Climbing-Guides heißen bei uns einfach Bergführer
– Porter sind die Träger und nehmen jeweils 2-3 Säcke, d.h. bis zu 60 Kilo als Last mit

Und letztere wurden also auf dem Hof erst mal ausgewählt und nach der Verteilung sind sie mit ihren Lasten gestartet. Wir konnten uns hier noch mit den Leipziger Ärzten unterhalten, hatten wir doch für 3 Tage den gleichen Weg, nur unterschiedliche Quartiere. Gegen 13.00 Uhr erfolgte dann auch der Start für die erste leichte Etappe. Die Temperatur lag bei 8 Grad und das veranlasste uns, die Jacken über zu ziehen. Lukla liegt in 2840 Metern Höhe und wir stiegen nach Phakding ab, auf 2610m. Der Marsch ging zunächst am Flugplatz vorüber, dort nahmen wir die enorme Militärbrisanz wahr, auch am Ortsausgangstor, der Tschörte, sie gibt es in den größeren Dörfern und auch in vielen Weilern, von Lukla waren viele Soldaten. Abschüssig und steinig verlief der Weg ins Khumbu-Tal. Wir sahen die ersten Siedlungen und die Felder. In dieser Höhe waren die Äcker schon lange bestellt und überall sah man sattes frisches Grün. Durch kleine Weiler führte uns der Weg weiter über die ersten Hängebrücken. Am Ortsende Phakding überquerten wir den Dudh Khoshi, den Milchfluß und hatten nach drei Stunden gemütlicher Wandertour die „Starlogde“ erreicht. Total waren wir 200m rauf und 400m runter gegangen. Auf dem gesamten Weg sehen wir ganze Felder von Kugelprimeln, wie sie auch bei uns in den Gärten zu finden sind. Diese Blumen sehen wir bis Namche Bazar ständig.
Die Häuser im Khumbu sind vorwiegend aus handbehauenem Granit gebaut. Die exakt geklopften Steine werden in Trockenbauweise gesetzt, Innen- und Außenmauer sind glatt, im Zwischenraum der Mauer (etwa bei uns 36-er) werden kleine Steine passgenau eingefügt. Die Fenster und Türen werden mit dem Baufortschritt eingesetzt und ummauert. In den Logdes gibt es einen großen Gast- oder Aufenthaltsraum in dessen Mitte der „Kanonenofen“ steht, der bei kühler Witterung abends um 6 Uhr angefeuert wird, etwa für 2 bis 3 Stunden. Angefeuert wird mit Holz, weitergefeuert mit getrocknetem Yakmist. Stinkt nicht, qualmt leicht und bringt unheimliche Hitze zustande. An den Wänden des Raumes sind Sitzbänke mit Auflagen und bunten Decken, davor kleine Schränkchen, die Tische. Immer für zwei Personen gedacht, aber wir haben abends auch zusammengeschoben und es saßen dann eben alle um zwei solcher Bänkchen herum, nach dem Prinzip des Stammtisches. Über eine gesamte Wandlänge ist immer ein Wandschrank eingebaut, in dem die zu verkaufenden Waren präsentiert werde, von der Pudelmütz´ bis hin zum Budweiser in Büchsen.
In der „Starlogde“ allerdings war dieser Aufenthaltsraum wie ein Wintergarten angebaut und bei dem heutigen leicht feuchten Wetter nicht gerade sehr erbaulich. Hier kann man am Nachmittag und morgens beim Frühstück schon eine tolle Sicht auf die Umgebung haben, wenn es das Wetter zu lässt. Also, diese zwei Möglichkeiten der Gasträume sind üblich, auch bei neueren Gebäuden.
Um zu Beginn der Tour die Entscheidung über die jeweilige Mahlzeit zu vereinfachen, hatte unser Tourguide Dorjee für alle eine Suppe und Reis mit Gemüse bestellt. Dazu natürlich jede Menge Black Tea und was bei allen Mahlzeiten nicht fehlen durfte : Chili. Chili aktiviert durch die Schärfe die Magenschleimhaut und das soll sich bei der Abwehr von ungebetenen Eindringlingen positiv auswirken.
Alle hatten eigentlich erst mal mit sich selber zu tun, sich zu finden und die Umgebung zu erfassen. Unsere Schlafräume hatten wir schon vor dem Essen aufgesucht und für in Ordnung befunden. Ein etwa 5 Quadratmeter großer Raum, getrennt jeweils mit einfacher Bretterverschalung und an der Tür ein Bajonettverschluss mit Hängschloss. Im Raum befanden sich lediglich zwei Pritschen, die mit Unterlage und Betttuch oder anderen Ortes mit einer bunten Decke belegt waren. Die Logdes, die wir besuchten, waren insgesamt sauber und ordentlich, natürlich haben wir von Sauberkeit andere Vorstellungen, weil wir andere Voraussetzungen haben. Wir hatten zum Glück fast in jeder Logde ein Eckzimmer, damit zwei Fenster und dadurch auch auf den tiefergezogenen Fensterbänken zwei Ablagemöglichkeiten für die Säcke bzw. die darin befindlichen Leichttaschen. Ab ersten dem Tag ging es zweien unserer Mitstreiter nicht gut, sie fühlten sich kaputt und lustlos. Detlef wollte dabei gar nicht angesprochen und Thoralf wollte lieber bedauert werden, ihm ging es schlecht.
Wir zogen uns hurtig zurück und hatten einen guten Schlaf.

27.03.2005 Phakding-Namche Bazar
Waschen und Zähneputzen vor dem Haus machte hier bei den guten Temperaturen um die 5 Grad noch Spaß. Dabei sollte man beim Ausdruck „Waschen“ nicht zu ernst nehmen, weder in der Menge des zu nutzenden Wasser, noch in der zu waschenden Körperfläche.
Heute führt uns der Weg über Monjo nach Namche Bazar, der Hauptstadt der Sherpas. In Monjo erlebten wir auch die verschiedenen Sprech-und Schreibweisen in Nepal direkt: es ist nämlich auch Munjo, Munzo oder Munzu als die Ortsbestimmung, je nach Dialekt, möglich.
Insgesamt lagen 5 ½ Stunden Laufzeit vor uns, auf denen wir auf die Höhe von 3440m kamen. Total zeigten die Höhenmesser zum Tagesschluss 260m ab und 1110m auf an.
Gleich hinter unserer Logde ging der Weg weiter aufwärts. Es war ein gut zu begehender Weg durch lichtes Baumwerk, Felder sahen wir auf dem ersten Abschnitt nicht. An der Strecke bis Monjo liegen viele Orte oder auch einzelne Logdes, in denen man sicherlich zu jeder Zeit ein Quartier bekommen kann. Der Weg querte ständig den Dudh Koshi und so war es kein Wunder, dass wir acht Hängebrücken unterschiedlicher Qualität nutzten.
Mittagspause war in einer Logde in Monjo vorgesehen, einem doch schon größeren Ort. Es war so günstiges Wetter, dass wir im Freien sitzen konnten. In Monjo, so ist es in den einschlägigen Werken vermerkt, gibt es die letzten guten Toiletten im Tal, es war auch so. An der neuen Schule und dem kleinen Kloster vorbei liefen wir direkt auf das große Eingangstor des „Sagarmantha National Parks“ zu, am Highway, in einer Schlucht ein Kassenhäusel und ein Tor, das nur zu Tageslichtzeiten geöffnet ist. Zutritt ist nur gegen Angabe der persönlichen Daten möglich, die auch in eine Kladde eingetragen und später beim Verlassen wieder gestrichen werden. Nach rund anderthalber Stunde kamen wir an der Hillary –Brücke an. Sie wurde auf Initiative und mit Mitteln von Sir Ed Hillary und seiner Stiftung gebaut und ist die größte im Tal. Von der Brücke aus sind es immerhin 80 Meter bis hinunter zum Fluss. Unmittelbar hinter der Brücke beginnt die „Rampe von Namche“, ein heftiger Aufstieg von 600m in kurzer Zeit. Der Weg ist über weite Strecken relativ eben, aber sehr steil. An den Verschnaufpunkten kann man zurück ins Tal und damit den schon begangenen Abschnitt gut einsehen. Ein Stück höher sieht man zum ersten Mal den hinteren Kamm im Khumbu-Tal und damit Nuptse, Everest, Lhotse in einer direkten Entfernung von knapp 40 km. Hier geht dem Bergfreund schon das Herz auf. Zum Glück ist es ein häufig schattiger Weg, auf dem man aufsteigt, denn die Hitze macht allen zu schaffen, es ist über 20 Grad und ständig auf der Sonnenseite, dort wirken so etwa 28. Es dauert nicht lange und die ersten, außerhalb des Ortes stehenden Häuser sind zu sehen, dann geht man durch das Gemeindetor. Namche Bazar hat etwa eine Höhendifferenz in der Bebauung von 150m und liegt in einem engen Talkessel in der Form eines gleichmäßigen Hufeisens. Von unten und oben ein begeisternder Anblick. Alle Häuser in gutem bis erträglichem Zustand; rot, grün und blau gedeckt. Ein wunderbares buntes Bild in der hier vorherrschenden offenen und steinigen Landschaft. Auch durch diesen Ort geht der Everest-Highway hindurch, und das im Ort vorwiegend über steile Treppen. Majestätisch thronen dazu der Kongde mit 6187m auf der linken und der Tamserku mit 6608m auf der rechten Seite und erscheinen als Abschluss des Kessels. Namche Bazar, im Zentrum – wirklich ein Basar. Überall Stände und Shops, die Waren und Kleidung für Bergsteiger und Trekker, sowie jede Menge Souvenirs anbieten. Hier ist auch die letzte Möglichkeit, Internet und Telefon zu benutzen. Wir konnten die Treppen voll auskosten, mussten wir doch bis in die momentan letzte bebaute Reihe zu unserer „Khumbu Resort Logde“ aufsteigen. Diese Unterkunft war praktisch unser Basislager im bewohnten Bereich. Nach einer kurzen Pause in den Zimmern starteten alle wieder ins Zentrum , um zu telefonieren oder eine Mail zu verschicken. Es folgte der Rundgang im Ort und dann mussten wir wegen der einbrechenden Dunkelheit auch schon wieder zurück. Hatte uns doch Dorjee schon den ganzen Tag über den Mund wässrig gemacht mit dem Abendbrot: Yak-Steak. Vorab gab es eine gut gewürzte Tomatensuppe mit reichlich Garlik (Knoblauch), der zu diesem Zeitpunkt noch hoch im Kurs stand. In exaktem, zeremonieartigem Ablauf bekamen wir stets serviert:
Die Bergführer Nuru, Champa und Jamba, ein kleiner Bruder vom Deutschen Mingmar, waren für die Getränkeversorgung mit Tee zuständig. Der Assistent Guide Daila nahm die ab dem nächsten Tag individuellen Bestellungen auf und meldete es der Küche. Er kontrollierte damit auch gleichzeitig die Kosten. Und er durfte dann auch mit Dorjee die vom Wirt aus der Küche hereingetragenen Teller übergeben. Nicht ein einziges Mal haben wir es erlebt, dass der Logde-Wirt selbst die Speisen kredenzt hätte, nur gekaufte Getränke (Bier, Limo und viel Cola) stellte er auf die Tische.
Jedenfalls gab es nun das Yak-Steak. Es roch gut, es sah gut aus, es schmeckte auch, aber in der Küche hatten sie leider das Scheidbrettchen in die Pfanne gelegt und wahrscheinlich das Fleisch weggeworfen. Ich vertrage vieles, aber das war echt zu hart. Wie man ein gutes Stück Fleisch so verderben kann, ist mir nicht vorstellbar! Aber wir haben es mit todernsten Minen und verbissenem Gesichtern doch geschafft, die Teller zu leeren. Da an dem Tag der Johannstädter Matthias unwissendlich den Führungsguide überholt hatte, war eine erste Strafrunde fällig. Da wurde eine halbe Flasche Whisky gekauft und reihum in den Tee geschüttet. Großes Gelächter und viel Spaß war bei dieser Aktion natürlich drin, wer den Schaden hat, ….

28.03.2005 Namche Bazar
Mit dem Hellwerden stehen wir auf und stellen fest, dass es in der Nacht etwas geschneit hat. Wir gehen auf den Topaussichtspunkt von Namche. Von dort können wir in beide Richtungen des Tales sehen. Gleichzeitig liegt der Ort wie auf dem sogenannten Präsentierteller. Auch militärisch ein Top. Damit natürlich höchste Militärbrisanz mit Schützengräben, Wachtürmen und Stacheldrahtverhau. Einfach erschütternd, schade und bedauerlich.
Wir sehen die umliegenden Berge im Morgendunst und natürlich, den, der uns am meisten interessiert: den Everest. Zwar ist er, wie fast immer, mit Wolken oder -fahnen geschmückt, aber ab und zu guckt er durch, auch der Lhotse ist deutlich zu sehen. Die aufsteigende Morgensonne schafft aber einen Schleier, der alles doch im Grau erscheinen lässt. Nur die näheren Berge, d.h. die, die nur so um 5-8km entfernt sind und auf der Sonnenseite liegen funkeln im strahlenden Weiß. Beeindruckend ist auch der erste Anblick der Ama Dablam. Obwohl sie nur 6856m hoch ist, galt sie lange Zeit als unbesteigbar. Sogar Ed Hillary vertrat eine Zeit lang diese Meinung. Erst in den achtziger Jahren wurde sie mit den doch moderneren Mitteln des Höhenbergsteigens bezwungen. Sie ist ein absolut beeindruckender und außergewöhnlicher Berg , die „Mutter mit den ausgebreiteten Armen“. Nach ausgiebiger Rundsicht gingen wir dann vollkommen unbehelligt durch die Militärposten hindurch ins Everestmuseum, das sich hier befindet. Es gibt einen kleinen Einblick in die ökologische und geologische Geschichte der Region.
Da ja heute der Akklimatisationstag ist, geht alles sehr ruhig und gelassen voran. Wir steigen zurück in unsere „Everest Ressort Logde“ und nehmen in aller Ruhe unser Frühstück ein. Die gesamte Gruppe wandert danach zum Sherpamuseum, um hier wirklich Interessantes aus der Kultur und Natur des Sherpavolkes zu erfahren. Mit außerordentlichem Stolz werden hier sehr viele Everestbezwinger gewürdigt. Allen voran natürlich Tensing Norgay aus der Historie und Babu Shiri, als einer der Allergrößten mit sehr vielen Erfolgen und Rekorden am Berg. Babu kam im Khumbueisbruch bei einem tragischen Sturz in eine Eisspalte 2001 ums Leben. Mit der verbreiteten Nachricht stand daraufhin am Berg alles aus Achtung und Erfurcht still. Im Museum wird auch aus dem Leben in früherer Zeit berichtet, es war noch härter viel und schwerer, als wir es sehen konnten.
Am Nachmittag haben alle im Ort „zu tun“. Es werden die fehlenden Ausrüstungsdinge für den „Island Peak“ gekauft oder geliehen und es werden jede Menge Bekleidungsstücke gekauft. Fast geschlossen treffen wir uns zum Kaffe in der „Deutschen Bäckerei“ von Hermann Helmers. Das ist für Deutsche in Namche ein Muss. Richtiger Kaffee und ein Stück Kuchen oder sonstiges Gebäck weckt erst mal die Lebensgeister. Wir duschen uns am Abend mal. Im dafür hergerichteten hinteren Raum, der nie einen Lichtstrahl erblickt, ist es saukalt, aber schönes warmes Wasser tut gut.
In der Nacht bekommt die Hälfte der Truppe Durchfall und/oder müssen brechen. Es ist reger Betrieb auf den Fluren und in der einzigen „Toilet“, einem kleinerem Häuschen neben der Seiteneingangstür in die Logde, in der im Holzboden einfach ein längliches Loch eingesägt wurde. Diese Verstimmung der inneren Organe hat bei vielen noch böse Folgen. Jürgen Schreiter und mir geht es am nächsten Morgen am Schlechtesten. Wir haben uns bei einem „Treff“ in der Nacht aber trotzdem den herrlichen Vollmondhimmel angeguckt und dann auch vom Zimmer aus das wunderschöne, helle und klar erkennbare Panorama fotografiert.

29.03.2005 Namche Bazar-Deboche
Schon früh am Morgen ist mir klar, dass es heute nicht besonders gut gehen wird. Ich bestelle mir nur Toastbrot mit Butter und Honig, danach noch Porrigde, aber beides geht nach dem Kosten zurück. Dora geht es auch „im Bauch rum“, aber es tut sich nichts, sie isst nur sehr wenig. Ehe die Anderen alle fertig sind, starte ich mit Mammel, und wenig später ist auch unser ständiger Begleiter Champa Tamang bei uns. Eigentlich geht es mit Wut ganz gut. Es dauert über eine Stunde, bis uns die Truppe eingeholt hat. Auf diesem Weg sehen wir wieder die ganz hohen Berge, sie bauen mich unwahrscheinlich auf. Das Panorama mit Nuptse, Everest, Lhotse und Ama Dablam beeindruckt gewaltig. An diesem Punkt bleiben alle Trekker sofort stehen, um in Erfurcht die Bilder aufnehmen. Der Weg ist gut begehbar, breit und relativ eben, aber trotzdem ganz schön Auf und Ab. Stehen doch am Abend wieder 460m runter und 890m rauf zu Buche.
Mittag sind wir hinter der Truppe zurück, gegessen wird in Phunki Tenga (3250m), Detlef und ich schlafen ein wenig, ich esse wieder fast nichts, nur einen halben Apfel (noch aus Frankfurt). Dafür schaffe ich aber mehr als sonst Tee, sowie Antidehydrade und Durchfalltabletten hinter. Weiter geht es nun in Richtung Tengboche. Champa trägt meinen Rucksack. Wir überqueren die letzte der insgesamt neun Hängebrücken im Tal. Daran schließt sich, wie so oft, der Aufstieg an. Nach Tengboche müssen wir nun 600m aufsteigen, Tengboche liegt auf einer Höhe von 3860m. Im Areal angekommen, müssen alle erst verschnaufen, ich habe mich etwas erholt und kann am hinteren Ende der Truppe mithalten. Es ist wunderbares Wetter und wir haben gute Sicht, die Großen sind aber von Wolken verdeckt. Da es schon relativ spät ist, haben wir keine Chance mehr ins Kloster zu kommen. Und hier ärgere ich mich außerordentlich, nicht genug fotografiert zu haben, es wären nur 50m zu Laufen gewesen, um das Kloster voll drauf zu haben. Aber leider, Dorjee sagte nämlich, dass wir auf dem Rückweg genügend Zeit für das Kloster hätte. So gingen wir weiter nach Deboche, ca. 100m tiefer, da die Nacht dort nicht so kalt sein sollte. Es war ein recht schlammiger Weg, der durch den berühmten Rhododendrenwald führte. Eine knappe Stunde ging es dabei leicht bergab. Wie wunderbar muss das aussehen, wenn hier alles in voller Blüte steht. In der sehr ordentlichen und annehmbaren „Ama Dablam Garden Logde“ klappten wir den Schlafsack für diese Nacht auf. Der Aufenthaltsraum glich hier echt einer Hütte in den Alpen. Einige Plakate der Sachsen mit Werbung für´s Elbtalfest oder die Bergfilmtage hingen an den Wänden. Zum Abendbrot im Reis nur etwas rumgestochert, Dora hat normal gegessen, aber es geht einigen nicht gut. Nur viel Trinken ist angesagt. Es wird ganz zeitig Schluss gemacht, auch Detlef, Jürgen Schreiter, Jürgen Wimmer und Tanja sind sauer.
Also gute Nacht – um acht.
Wettervorschau: es könnte kalt werden.

30.03.2005 Deboche-Pheriche
Es war eine ruhige Nacht, das konnte ich am Morgen so sagen. Zwar hatte ich nur wenig geschlafen, war aber ausgeruht. Die Nacht war kalt, an den zugigen Fenstern war der Reif so dick, dass man nicht durchgucken konnte. Die Temperatur stieg schnell in den kleinen Plusbereich und so konnte ich mich beim Waschen vor der Haustür (laufendes warmes Wasser aus dem Kübel) sogar oben rum frei machen, auch Dora machte sich sittlich frei und planschte im Schüsselchen. Ein paar Löffel Porridge und eine Marmeladenbemme waren mein Frühstück, Dora nahm Toastbrot mit Butter und Honig. Heute war unser Tagesziel Pheriche (4240m), die letzte große Ansiedlung vor dem EBC. Der Weg ähnelte dem gestrigen und wir kamen durchaus mit der Gruppe mit. Eigentlich war es sogar ein leichter Weg, auch wenn am Ende wieder 800m auf und 400m ab gemessen wurden. Unsere Route zog sich immer in Sichtweite des Imja Khola Flusses dahin. Mal etwas höher, mal tiefer, mal rechts, mal links. Aber es stellte sich wieder die Schwäche bei den Angeschlagenen heraus und es ging ganz ruhig zu. Ein besonders schöner Anblick waren die Terrassenfelder und der dazugehörende Ort Pangpoche. Hier in knapp 4.000 m Höhe waren die Sherpas gerade dabei, ihre Felder für das Ausbringen von Getreide und Kartoffeln vor zu bereiten. Etwa um 14.oo Uhr begann es auch noch zu schneien, erst nur einzelne Flocken, später kräftig, aber kein Schneesturm. So zogen wir die Köpfe in die Anoraks und trotteten die restliche Zeit dahin, bis wir Pheriche erreicht hatten. Gesehen haben wir auf dem Reststück natürlich fast nichts und jeder musste aufpassen, wo er hin trat. Dann erreichten wir den Ort, relativ flach auf einer Talsohle gelegen. Zielstrebig führten uns die Guides in einen umfriedeten Hüttenkomplex. In der Logde ist es noch kalt und wir sind durch die geschlossene Kleidung und den anhaftenden Schnee von innen und außen doch etwas feucht geworden. Heute wurde auf unseren Wunsch hin bereits um ½ 6 Uhr Feuer angezündet. Der Schlafraum ist heute „über den Hof“, in einem Extrahaus. Als wir das Haus betreten muss Dora erst mal richtig kot… . Für uns war es die schlechteste Logde der Tour. Zum Abendbrot gab es für uns gekochte Kartoffeln mit Salz, eine Delikatesse in unserem Zustand. In der Logde sahen wir auch erstmals eine richtig finstere Küche, in der die Frauen sicherlich mehr ahnten als sahen, wo etwas steht oder liegt. Aber es war nicht verqualmt oder verraucht und die Leute hatten keine „schwarzen Guschen“, wie von manchen voraus gesagt. Im Aufenthaltsraum hatten sie auch noch eine Glühstrumpf-Lampe, wie sie früher bei uns in den Eisenbahnwagen üblich war. Das Aggregat stand auf dem Ofen in der Mitte des Zimmers, wurde erwärmt und das Medium (Kerosin) auf diese Weise vergast. Nach dem Entzünden im Glühstumpf entstand eine Helligkeit, die den Raum gut ausleuchtete, vielleicht 60 Watt auf 50 Quadratmeter Raum. Da viel Zeit ist, spielen einige wieder Karten, andere erzählen. Nach 21 Uhr gehen die meisten ins Zimmer, heute ist es wieder kalt. Am Morgen spricht man von 10 Grad minus. Im Zimmer sicherlich unter Null.

31.03.2005 Pheriche-Yak-Logde-Pheriche
Es begrüßt uns ein wunderschöner Morgen mit strahlend blauem Himmel und alles ist ca. 5cm mit einer Schneedecke bezogen. Schöner kann man sich einen Anblick in dieser Bergwelt nicht vorstellen. Die Berge und das lange, breite Tal begeistern alle und es wird wie verrückt fotografiert. Dabei vergessen natürlich einige(auch ich), dass man so ins Gegenlicht nicht gerade so knipsen sollte. Dieses phantastische, strahlende helle Blau haben wir in den Alpen noch nicht so gesehen. Dort erscheint es immer dunkler. Wenn man mehrere Tage solches Licht haben könnte, wären wahrscheinlich die Filme noch schneller alle.
Um ½ 9 Uhr laufen wir dann los. Vor uns liegt eine riesige Weite. Das Tal ist ca. 800m breit und etwa 3 ½ km lang und nur ganz gering ansteigend. Der Weg führt durch ein sehr breites wenig Wasser führendes Flussbett. Wir laufen fast nur über rundgescheuerte große Steine. Es ist alles zugefroren und darunter grummelt das Wasser. So geht es bis in den nun folgenden steilen Aufstieg hinauf nach Dhugla in 4620m Höhe. Dora wird sehr langsam und wir lassen ab der beginnenden Steigung die Meute ziehen. Wir haben Zeit und treffen die Gruppe zur Mittagspause. Champa ist bei uns. Wir animieren Dora immer wieder zum Trinken. Als wir Dhugla schon am gegenüber liegenden Hang sehen, kann sie nur noch wenige Meter zwischen den kurzen Pausen gehen. Eine Erholungsphase folgt allerdings im kommenden Abschnitt hinunter zum Wasserlauf. Aber als es drüben wieder hoch geht, müssen wir sie schon stützen. Dazu kommen noch ein paar „Übergeberle“. Alle sind der Meinung, dass sie mit der Kraft am Ende ist, weil wir doch in den letzten Tagen sehr wenig gegessen haben. In der „Yak-Logde“ legt sie sich auch gleich hin und versucht sich zu erholen. Ich spreche inzwischen mit Dorjee ab, welche Möglichkeiten wir haben, zu ihnen wieder auf zu schließen. Vier Varianten werden durch gesprochen, Champa bleibt, muss aber spätestens am 4.4. in Chuckhung sein, da er dann als Bergführer benötigt wird. Das ist eine große Zeitspanne und wir warten ab. Die Truppe läuft los und wir Männer bekommen das Essen. Dora schläft und ich gehe mit Champa den Anderen hinterher. Wir sehen sie noch eine Weile, ehe sie in der Nähe der „Tombstones“, den Manisteinen für besonders bedeutende, verunglückte Everest-Besteiger verschwinden. Bis in diese Höhe von ca. 4800m gehen wir auch. Als die „Yak-Logde“ aus dem Blickfeld verschwinden will, habe ich keine Ruhe mehr und wir gehen schnell zurück. Ich bestelle noch Tee und gehe in die Kammer. Dort hat der besorgte Champa schon einen Japaner gefunden, der so etwas schon gesehen hat und die Empfehlung gibt, Dora muss sofort nach unten. Diese Variante hatten wir auch mit Dorjee besprochen, also alles im abschätzbaren Bereich. Dora hatte schon ganz blaue Fingernägel und Lippen. Da war auch mir klar, was gespielt wurde. Sehr ruhig und ohne Hektik begannen die Vorbereitungen und der sofortige Abtransport. Da ein eigenständiges Laufen zu lange gedauert hätte bzw. kaum möglich gewesen wäre, wurde sie huckepack von Champa und dem Koch der Logde im Wechsel nach unten „gerannt“. Der Wirt hatte den Koch freundlicher Weise nach einigen Überlegungen abgestellt. Über den Preis gab es wenig zu verhandeln, da keine Zeit und Muse war, er zeigte mir einen Zettel mit 1000 Rupies. Für mich war das erst mal Nebensache, ich wollte den Beiden nur hinterher. Einige Klamotten auf die Schnelle aus Doras Trekkingsack in meinen Rucksack, vor allem die Medikamente, Waschzeug, Pullover und anderen Kram, dazu den einen Schlafsack in die Hand und ab. Der Wirt drängte noch und versprach, dass er sich um alles kümmern wird. Nach gut 1 ½ Stunden waren wir im Medical Center. Zunächst wurden wir erstaunlicher Weise bei der Ankunft gefilmt, das scheint aber auch hier nicht alltäglich zu sein. Ein junger englischer Arzt nahm uns in Empfang und informierte einen weiteren Arzt, einen Schweizer, so dass einer einwandfreien Verständigung nichts mehr im Wege stand. Dr. Urs Wiget und seine Frau Gabi Kriemler aus Liticon Waldegg waren sehr besorgt. Es gab sofort Sauerstoff und eine warme Wärmflasche auf den Bauch. Nach einer kurzen Sauerstoffgabe wurden dann auch Messungen durchgeführt, die einen Sauerstoffgehalt im Blut von unter 50% ergaben. Jetzt klärten sich auch die Filmaufnahmen auf: es war ein Team von der BBC London. Der Chef stellte sich vor und bat um die Genehmigung, über die gesamte Aktion drehen zu dürfen. Sie waren im Medical Center, um einen Werbefilm (zur weiteren Finanzierung) zu machen und hatten damit gleich den authentischen Fall, der sonst immer eingespielt wird, und das über rund 15 Stunden. Dora bekam Sauerstoff bis zum Ende des Aufenthaltes. Nach einer längeren Sauerstoffgabe wurde eine kurze Pause eingelegt, danach wurde wieder gemessen. Urs stellte dabei fest, dass das Blut keinen Sauerstoff annahm und der Wert ganz schnell wieder bei 50% landete. Damit kam dann auch seine Empfehlung zum sofortigen Abstieg unter 2000 Metern. Er sagte im besten schweizerischen Deutsch: „Ihr könnt auch laufe oder hier bliebe, das schadet gar nix, aber sie kommt in Namche nit den Berg nuf“. Damit hatten wir nun nicht gerechnet und es trat die eigentlich nicht eingeplante und letzte Variante ein. Dora bekam dann bis zum Abflug Sauerstoff und gegen AMS und HACE dreimal den Schweizer Mix aus 8mg Dexamethoson, 20mg Nifidipin und 250mg Diamox, also gegen alle drei Möglichkeiten der Höhenkrankheit. Die Medikation ist aber nur für einen sauberen Abstieg, niemals für ein Weitermachen gedacht.
So, nun zum Zwischendurch: Der Koch von der Logde wollte nach kurzer Erholungspause wieder zurück und sein Geld haben. Da ich ja den Preis kannte, wollte ich ihm mehr geben und legte 1500 Rupies hin. Er verneinte und zeigte mir den bekannten Zettel. Da stand aber auf einmal mit anderem Kuli eine einkorrigierte 4000 zu lesen. Im Nu war Riesenkrawall, selbst Urs hängte sich mit rein. Die Sherpas schüttelten über die Höhe den Kopf und Urs sprach von Räuberei. Ich solle aber den Preis zahlen, sonst behält der Wirt unsere Sachen. Das habe ich auch getan und der Koch zischte ab, ihm war es sichtlich peinlich. Kurze Zeit später kam dann auch Daila, der Assistent-Guide mit meinem Trekkingsack, er war mit dem Ding von Lobuche herunter gerannt. Champa wurde nun wieder in die „Yak-Logde“ geschickt, um die restlichen Sachen zu holen, der arme Kerl! Aber ohne zu murren fragte er nur noch nach einer Kopflampe und dampfte ebenfalls ab. Ich hatte nach dem ganzen Geldtheater in der gegenüber liegenden Logde Quartier bezogen, meiner Frau etwas zu essen gebracht, denn dort im Medical Center ist man Selbstversorger, Tee wird gegeben. Ich selbst setzte mich auch mal hin zum Essen, kurz darauf kam, so gegen ½ 9 Uhr kam Champa, dann aber wirklich ausgepumpt zurück. Irgend ein Gefühl führte mich sofort zum Rucksack: es war wirklich nur ein Fotoapparat da, die Digitalkamera fehlte. Noch völlig kaputt sagte Champa über den Wirt in der „Yak-Logde“, er sei ein „…bad men“, das sagte alles. Am nächsten Morgen, ganz zeitig ist er nochmals zur Logde aufgestiegen, aber die Nachfrage blieb erfolglos. Das war echt ein negatives Erlebnis, aber auch das einzige und dazu noch ein sehr teueres.
In der Nacht hatte Dora nicht gut geschlafen, wie es eben auf so einer Krankenstation ist, auch das Filmteam war oft zugegen und drehte. Es war in dieser Nacht noch kälter als in der vorigen, in meiner Logde war in der Trinkflasche das Wasser gefroren. So warteten wir in getrennten Räumen auf den nächsten Morgen.

01.04.2005 Pheriche-Hubschrauberflug Kathmandu
Ohne große Morgentoilette ging ich so gegen 7 Uhr ins Medical Center um nach zu schauen, was der Patient macht. Da war doch schon der Daila dort und hat ihr Frühstück gebracht. Als ein gutes Zeichen wertete ich dabei, dass Dora schon etwas gegessen hatte. Dr. Urs war nun noch mehr beschäftigt als sonst schon, musste er doch nun unbedingt die Rechnung und den Arztbericht schreiben. Aber zwischendurch wurde noch der Hubschrauber für den Ausflug bestellt und die Zahlungsmodalitäten erörtert. Letztendlich war nach der Zahlung mit Karte auch der medizinische Bericht fertig, aber dazu schien er überhaupt keine Lust gehabt zu haben. Nach kurzer Wartezeit kam schon der Hubschrauber, alle waren überrascht, dass es so schnell ging. Der Pilot war in der Nähe und hat den Spruch aufgefangen. Das ist ja auch eine verständliche und lukrative Sache, wenn man zum vollen Preis von 3.000$ den Rückflug nutzen kann. Der Hubschrauber war aber schon zum Teil beladen und hätte nur einen von uns beiden bis KTM mitnehmen können. Der Pilot begründete das damit, dass nach Lukla im folgenden breiteren Tal und der späteren Ebene die Thermik nicht ausreichend gut sei. Diesen Flug lehnte Urs ab, mit der Begründung: der holt den zweiten nie, ist ja auch logisch. Wir warteten und konnten uns in der Zwischenzeit noch angenehm mit der Arztfamilie im „Sommerhaus“ unterhalten und dabei auch mehr über sie und ihre Anwesenheit in Pheriche erfahren. Kurze Zeit später kam die Kiste wieder. Der Pilot hatte einen größeren Hubschrauber in Lukla gestoppt und holte uns. Es waren zwei wunderbare Flüge. So hatten wir Landschaft und vor allem eine solche, besondere, noch nie gesehen. Dora ging es im Laufe der Zeit auch wieder etwas besser. Ich glaube aber, dieser Flug hat sie mächtig aufgerüttelt und ihr wieder viel Kraft gegeben. Im Hubschrauber 2 waren vier Schwaben, die diesen Flug gebucht hatten und zu einer Film- und Fototour unterwegs im Everestgebiet waren. Am Flughafen in KTM ging der Hubi in der Nähe eines Militärpostens zur Erde. Hier sahen wir das einzige Mal einen richtigen Militäreinsatz auch gegen Touris, aber sachlich und human. Im Handumdrehen waren wir umzingelt, die Posten mit Waffen im Anschlag und mit Hunden. Die vier Männer mussten mit Ihrem Gepäck aussteigen und wurden richtig durchsucht und alles von den nun erkennbaren Drogenhunden abgeschnüffelt. Es war ja ein Privatflug aus dem gefährlichen Gebiet. Es wurde natürlich nichts gefunden und die Leute konnten wieder einsteigen. Es gab auch von ihnen kein Murren, wahrscheinlich kannten sie das Prozedere schon. Wir wurden nicht behelligt, also war auch den Militärs unser Fluggrund bekannt. Nach einem kurzen Restflug zum Inlandsflugplatz wurden wir an der Maschine von einem Vertreter unseres Reisebüros mit einem Taxi abgeholt und praktisch als Sonderfall ohne jegliche Kontrollen über den Hinterausgang aus dem Gelände gebracht. Vor dem Flughafengebäude wartete der Leiter in Kathmandu, Ngima D. Sherpa. Er wollte Dora auch sofort in ein Krankenhaus zu einer nochmaligen Untersuchung bringen. Das hielt aber Dora nicht für erforderlich. Sie war nur durch die allgemeine Belastung müde und kaputt. So fuhren wir in unser Hotel “Marsiangdi Mandala“ und bekamen ein gutes Zimmer für die Tage des Aufenthaltes. Alle waren über das Vorgefallene informiert und behandelten uns ausgesprochen zuvorkommen und rücksichtsvoll. Ngima besorgte uns noch etwas Obst, da wir sonst nichts essen wollte. Er zog sich dann erst mal zurück und versprach, so gegen 18.30 Uhr wieder da zu sein, um den Fortgang der Dinge zu besprechen. Nach einer entsprechenden Ruhepause konnten wir am späten Nachmittag bereits eine kurze Runde durch Thamel, den altstädtischen Stadtteil, in dem wir uns befanden, bis hin zum historischen Zentrum von Kathmandu unternehmen. Für Dora hat es gereicht, ich war froh, dass es schon so gut ging. und wir konnten bereits einen ersten Eindruck von der Kultur gewinnen. Ngima wollte nun zuerst unsere Meinung für den weiteren Verlauf wissen. Sichtlich erleichtert war er, als wir seine erste Frage „ Wollt ihr nach Hause“ wie aus der Pistole geschossen mit „Nein“ beantworteten, daran hatten wir überhaupt nicht gedacht. Wir waren uns auch sehr schnell einig, dass wir vorerst eine Zeit im Hotel bleiben und dann sehen, wie es weiter gehen soll. Eine kurze Rückfrage zum Geld beantwortete er so, dass im Normalrahmen für uns keine zusätzlichen Kosten auftreten, dazu auch mit Vollverpflegung im Hotel. Wir waren damit sehr zufrieden und er versprach uns zunächst für den Folgetag ein kleines Programm, die Besichtigung von Swayanbhunath. Ngima zog sich zurück und wir hatten uns für morgen 9 Uhr verabredet.
Zum Abendessen nahen wir eine Hühnersuppe und Spaghetti zu uns. Rasch ging es ins Bett, aber in schlechten Nachtschlaf.

02.04.2005 Kathmandu
Pünktlich zur abgesprochenen Zeit erschien Ngima. Dora ging es noch nicht wieder richtig gut, vor allem die Atmung ging noch schwer, aber es war wesentlich besser als gestern.
Also starteten wir zu Fuß durch das alte Thamel, über den Vishnumati-Fluss hinauf zum heiligsten Berg der Buddhisten.
Der Legende nach befand sich früher ein großer See an der Stelle, an der heute Kathmandu liegt. Der Bodisatthva Manjushri hat mit seinem Schwert eine Kerbe in eine günstige Stelle geschlagen (nahe der heutigen Ortschaft Chobar). Das Wasser floss ab und es kam ein Hügel zum Vorschein, auf dem eine Lotusblüte zu sehen war. Auf dieses Zeichen hin wurde auf dem Hügel Swayambhunath (ca. 90 Meter über der Stadt) der Stupa errichtet. Heute geht man davon aus, dass etwas Wahrheit in dieser Geschichte steckt, aber der edle Schwertträger war ein Erdbeben.
Bereits am Fuß des Berges stehen am Eingang große Buddhafiguren, Gebetsfahnen wehen und eine große Gebetsmühle wartet auf Drehbewegungen. Hier begegneten uns auch die ersten der allgegen-wärtigen Affen, nicht ohne Grund wird Swayambhunath auch der Affentempel genannt. Der Weg führt über 365 Stufen nach oben und ist gesäumt mit vielen Tier- und Buddhafiguren. Ngima erklärte uns sehr viel über Land, Leute, Geschichte und Religion. Es war ein äußerst interessanter Vormittag. Oben auf dem Berg angekommen konnten wir einen Blick über Kathmandu mit seinen etwa zwei Millionen Einwohnern werfen. Dunst und Smog lassen aber die wirkliche Größe der Stadt nur ahnen. Wir wendeten uns wieder dem Geschehen auf dem Berg zu. Hinduistische und buddhistische Tempel unmittelbar nebeneinander, mitunter sogar in einem Bauwerk. Vor dem Stupa liegt der von König Pratapa Malla im 17. Jh. gestiftete Donnerkeil. Vor dem Stupa hat dieser König zwei Shikhara-Tempel errichten lassen. Sie sind tantrischen Gottheiten geweiht und stehen aber für Malla selbst und seine Lieblingsfrau. Nach Rückfrage konnten wir auch das erste Kloster besuchen, leider war zur Mittagszeit der Lama nicht anwesend. Dieser erste direkte Kontakt beeindruckte uns sehr. Überall kunstvolle Malereien und Schals, die alten Schriften und das allgemeine Tun in einem solchen Haus. Um den Stupa mit den berühmtesten „Augen Buddhas“ gingen unzählige Menschen, darunter natürlich eine große Anzahl Mönche. Gläubige ehrten ihre Gottheiten und ließen sich ihre Speisen in hinduistischen Tempeln weihen. Nach der Weihe setzte sich die gesamte Familie in extra dafür vorgesehene frei zugängliche Räume und nahm die Mahlzeit ein. Für uns wieder unvorstellbar dabei: die hygienischen Umstände. Zwischen den Menschen, die am Boden sitzen rennen die Hunde und Affen umher und betteln oder nehmen sich von den Speisen. Händler preisen ihre Waren an, Souvenirs aller Art, von einer CD kommt das meditative „Om mani padme hum“/ „oh du Kleinod in der Lotosblüte“ in moderner, amerikanisch beeinflusster Version(wird von den Einheimischen abgelehnt). Insgesamt passt das alles nicht ganz sauber zueinander. Aber bei uns gibt es sicherlich ähnliche Dinge, die für Fremde auch schwer zu begreifen sind.
Nach der Besichtigung verabschiedete sich Ngima und wir besuchten noch auf einem weiteren Hügel eine Klosterschule. Mit dem Taxi ließen wir uns anschließend für einen Euro ins Hotel zurück fahren. Die Tour hatte gerade so gereicht, Dora hat sich nach dem Essen wieder hinlegt. Nach einer Ruhepause gingen wir dann zum Durbar Square, in die Königsstadt Hanuman Dhoka. Von unserem Hotel aus liefen wir durch die alten Gassen mit den unzähligen Geschäften, etwa 30 Minuten bis dort hin. Da wir fast jeden Tag direkt hin oder aber dort vorüber gegangen sind, lässt sich erkennen, wie interessant und reizvoll dieses Zentrum ist. Auf dem Gelände sind über 50 verschiedene Tempel, der älteste wird auf das Jahr 1562 datiert. Das jüngste Gebäude stammt von 1908 und diente König Bikram Shah als ein Regierungsgebäude. An einer Seite dieses Gebäudes ist eine Statue von Hanuman, dem Affengeneral. Dieser ist der Schutzgott der Malla- Herrscher und wird vom Volk hochverehrt und stets mit Blumen geschmückt. Eine weitere Besonderheit stellt der Taleju-Tempel da. Er ist der höchste mit 37 Metern und der Göttin Taleju, einer der Erscheinungsformen Durga´s bzw. Khali´s gewidmet. Auch diese Göttin fordert Blutopfer. Einige der Tempel befanden sich in Restauration, darunter auch der Jagannath-Tempel aus dem Jahre 1563, der viele erotische Holzschnitzereien im Gebälk zeigt. Sehr interessant ist auch der Shiva-Parvati-Tempel, der von den Saddhu´s häufig als willkommene Kulisse für die Fotografen ausgewählt wird.
Auf dem Rückweg fanden wir in einem Geschäft auch den von uns schon mit Nachdruck gesuchten Namche Tee. Wir haben bei dem Fräulein für den 13.4. gleich ein Kilo davon bestellt, das wollte sie gar nicht recht glauben, hatte ihn aber dann zum Termin und freute sich über den Verkauf.
Am Abend kam Ngima wieder und brachte uns seine Planung für den Rest des Urlaubs mit. Diese haben wir dann in unserem Interesse relativiert, denn wir wollten nach der Erholung wieder in die Berge. Ngima hatte Pläne für Rafting und für den Dschungel. Das schätzten wir an ihm, dass er stets gute Gedanken hatte und für die Touristen sicherlich alles ermöglicht, was in seinen Kräften liegt.

Unser gemeinsamer Plan sah nun wie folgt aus:
3. und 4. 4. Besichtigung alter Städte im Kathmandu-Tal mit Reiseführer und Taxi
5.4. eigenständige Besichtigung der Königsstadt Bakthapur
6.4. Rückflug nach Lukla (das freute ihn besonders)
Dieser Flugtag war günstig, da an diesem Tag die Leipziger Ärzte mit Mingmar aus Gokyo zurück kamen und wir aus dieser Gruppe Guide und Porter bekommen konnten.
Zum Abendbrot bestellen wir uns wieder Spaghetti, die uns echt geschmeckt haben. 20 Uhr liegen wir in der Falle.

03.04.2005 Kathmandu – Kathmandutal
Gut erholt geht es am nächsten Morgen mit einem älteren Herrn auf Tour. Es ist Binod Ghimire, ein alter Hochschullehrer, der ausgezeichnetes Deutsch sprach und häufig bei Freunden in Deutschland weilt (Dresden, Nürnberg, Hamburg, Leipzig). Seine Frau ist Professorin an der Uni in Kathmandu und lehrt Religion und Ethik.
Wir besuchten die Ortschaften Bongamati, Khokane und Kirtipur im Westen von Kathmandu. Alle sind alte Handelsstädte aus dem Mittelalter mit hervorragender Bedeutung für Nepal. In allen Orten sind Tempel zu besichtigen. Die alten Häuser, sicherlich unrestauriert, aus dem Mittelalter stehen im Mittelpunkt. Es sind relativ große Ziegelhäuser, wie bei uns Rittergüter, mit fantastischen Holzschnitzerein für die Fenster und Balkone. Besondere historische Bedeutung hat Kirtipur. Es war ursprünglich ein eigenständiges Königreich und widersetzte sich 1767 dem Angreifer Prithiva Shah, so das es zu einer langen Belagerung kam. Nach dem Sieg der Gurkha- Truppen wurde allen Männern aus Kirtipur Nase und Lippen abgeschnitten. Auf dem Dorfplatz befindet sich ein sehr großes Wasserbecken, aus dem Wasser geholt wird und bei dem auch sehr viele Frauen und Mädchen beim Waschen der Wäsche zu sehen sind. Interessant sind in allen drei Orten die vielen Figuren, ob nun Ganesh oder Shiva mit Parvati oder Hanuman, alle bekannten Götter sind vertreten. Auf den Straßen sind auf Matten verschiedene Getreidesorten zum Trocknen in die Sonne gelegt. Viele Hunde, Ziegen und Kühe streunen umher und müssen von den Matten fern gehalten werden. In Khokhane sind sehr viele Schnitzer ansässig, sie bieten in allen vorstellbaren Größen ihre Werke an. Wir kaufen uns einen Ganesh. Vor den Häusern sitzen im absoluten Dreck die Frauen und spinnen Wolle, stoßen Mehl, dreschen mit einer Rute auf ein Bündel Getreide ein oder sitzen an Webstühlen. Auf den teilweise sehr schlechten Verbindungsstraßen erfahren wir von Pinod, dass hier in diesem Gebiet jährlich zwei Ernten möglich sind. Wir glauben es und sehen, dass bereits einige Felder abgeerntet sind und es bei Weizen und Gerste nicht mehr lange bis dahin dauert. Die Menschen begegnen uns vorwiegend freundlich. Alle grüßen mit Namaste und lächeln dabei verstohlen oder schüchtern. Hier sehen wir auch viele Schulkinder in der Schuluniform, die in Form und Farbe örtlich unterschiedlich ausfällt. Pinot erklärt sehr viel zu allen anstehenden Fragen. Durch seine häufigen Aufenthalte in Deutschland kann er auch besser als andere unsere Fragen oder auch Blicke verstehen und er weiß auch, wo etwas zu sagen ist. Nur auf das Problem des Maoismus geht er fast nicht ein. Nur soviel erfahren wir, eine Lösung zur Verbesserung der Situation Nepal´s im Weltgeschehen und für den Einzelnen haben sie auch nicht. Auch die Ziele seien eben durch die nicht immer klare Kommunikationsmöglichkeit und –fähigkeit sehr verwaschen. Aktionen seien aber oftmals gegen die eigene Bevölkerung gerichtet und von beiden Seiten häufig sehr brutal, bis zur Ermordung.
Nach der Rückfahrt zum Hotel und der obligatorischen Pause begaben wir uns wieder auf den Durbar Square und hatten die Gelegenheit den Palast der Kindgöttin, der Kumari, in Augenschein zu nehmen. Ein sehr gut erhaltener Bau mit einem idyllischen Innenhof und rundum fein geschnitzten Fenstern und Balkonelementen. Die Kumari gilt als die Inkarnation der jungfräulichen Göttin, sie wird aus der Kaste der Newar ausgewählt und ist im Amt, bis ihre erste Menstruation eintritt oder sie sich verletzt und dadurch Blut verliert. Im Amt hat sie ein zwar abgeschiedenes, aber sehr gutes Leben mit vorbildlicher Ausbildung. Nach dem Ausscheiden hat sie es schwer, dann gilt sie als eine Art Unglücksbringer. Gesehen haben wir sie leider heute nicht. Dafür waren heute viele Saddhus unterwegs und ich konnte sie gegen ein kleines Entgelt auch fotografieren.
Nach unserem Gang in die Historie fanden wir uns wieder im Hotel ein und unser Freund Ngima ließ sich pünktlich 18.30 Uhr blicken. Wir klärten für morgen das Programm und er teilte uns mit, dass es noch einen Teilnehmer aus der Gruppe mit der Höhenkrankheit erwischt hat. Er ist am Morgen des 1.4., als wir ausgeflogen sind, mit Hirnödem von Lobuche aus abgestiegen. Ngima wusste nur „ein Großer und sehr sportlich“. Da gab es aber nach unserer Ansicht keinen. Der sportlichste war Jürgen Schreiter, groß waren aber einige. Also hieß es für uns „…und bleiben sie schön neugierig“.
Zum Abend aßen wir heute das allbekannte Nationalgericht des Himalaja: Dal Bat. Es war eine riesengroße Portion Reis mit vielen Gemüsesorten. Geschmeckt hat es sehr gut, aber für uns beide hätte eine Portion gereicht.

04.04.2005 Kathmandu – Kathmandutal
Mit Pinod ging es wieder pünktlich um 9 Uhr los. Heute standen die Orte Dakshin Kali, Pharping und Chobhar auf dem Programm. Wieder ging es durch das überfüllte Zentrum von KTM, auf teilweise ordentlichen und breiten Straßen waren wir zur Hauptverkehrszeit unterwegs. Zu den Außenbezirken hin nahm die Verkehrsdichte ab und die Straße wurden zusehends schlechter. Dazu ging es in ein relativ hügliges Gelände hinein. An den Straßenkreuzungen sahen wir überall verschanzte Militärposten und vorbereitete Straßensperren. Es war mehr Präsenz als gestern und damit bestätigte sich auch Ngimas Unruhe wegen des angekündigten Bhandhs´s, des Streikes. Erstaunt waren wir, als der Fahrer noch im Stadtgebiet von Kathmandu Maut auf einer Strecke bezahlen musste. Pinod erklärte uns, dass es auch private Straßen gäbe. Unsere Fahrt ging aber nach Pharping und darüber hinaus, in eine weitere hohe hinduistische heilige Stätte. Wir hatten für diese 20 Kilometer Fahrt über eine Stunde benötigt. In einem Waldgebiet war eine sehr große Anlage mit einem Tempel für die Göttin Kali. Der Ort wird Dakshin Kali genannt. Hier fanden an einem kümmerlichen Wasserlauf Verbrennungen statt und der Tempel selbst war eine Blutopferstätte. Kali ist nur mit Blut zu besänftigen. Geopfert werden männliche Tier, an Sonnabenden Ziegenböcke und montags Hähne. Das Opfertier wir einem Schlächter übergeben, der dem Tier die Kehle nach einem bestimmten Ritual durch schneidet und das Bild Kali´s mit Blut bespritzt. Der Kopf wird als Opfergabe dort gelassen, der Körper wird mitgenommen und als Geweihtes im Kreise der Familie verspeist. Die der gesamten Anlage vorgelagerten Wegstrecken sind voll mit Buden, in denen Händler ihre Waren anbieten, die oft für die Opferzeremonie verwendet werden, z.B. Blumen, Eier, Reis und auch Tiere.
Unsere Fahrt ging zurück in einer kurvenreichen Bergauffahrt nach Pharping. Dort erlebten wir im Ort die ähnlichen Dinge wie gestern. Eine kleine Runde im Ort und weiter ging die Fahrt in das am Wege gelegene neu erbaute Kloster Dakchaluti. Hier waren wir von den neuen Strukturen im Bau, von den Farben und der Innenausstattung regelrecht begeistert. Leider war das Fotografieren im Innenraum nicht erwünscht. Da es ein buddhistisches Kloster war, ging natürlich Pinod nicht mit hinein. Hier waren sehr viele Bilder des Dalai Lama aufgestellt. In den Schränke befanden sich unzählige Schriften aus dem Altertum. Im Kloster wurde ein Ringpoche, ein sehr hoher Lama erwartet. Den Abschluss des Tages bildete die Fahrt nach Chobhar, zum ältesten buddhistischen Tempel im Kathmandu-Tal. Der gesamte Ort schmiegt sich rund um einem Berg und an den auf dem Gipfel stehenden Tempel an. Eine Besonderheit für diesen Tempel: für die aus dem Ort Verstorbenen wird für ihre Reise ein Teller oder eine Schüssel an der Wand angebracht. Am Ortsrand haben bisher nicht gesehene Handwerker ihre kleinen Bastdächer aufgestellt. Es sind Steinklopfer, die Schotter von Hand herstellen. Durch die weiten Täler mit den beachtlich großen Feldern führt uns die Fahrt zurück in das versmogte Kathmandu. Und wie in den letzten Tagen bummelten wir auch heute wieder durch die wunderbaren Gassen von Thamel und haben uns etwas verlaufen, wollten wir doch zurück zum Durbar Square. Also nahmen wir uns erstmals eine Riksha und ließen uns dorthin fahren. Der Bursche musste auf seiner Karre ganz schön reintreten, wobei die Hälfte der Kraft durch die Reibung aufgefressen wurde. Der hätte auch ohne uns schwer zu treten gehabt. Wir hatten das Erlebnis, er einen Kurzzeitjob und ein paar Rupies.
Am Abend kam Ngima wieder und wir besprachen den morgigen Tag und bezahlten die Flugtickets, je 75,-€. Danach haben wir dann noch einen Bummel im Dunklen gemacht, hier sah das Geschäftsleben noch bunter als am Tag aus, nur waren mehr „dunkle Gestalten“ unterwegs. Wir wurden aber in keiner Weise belästigt, lediglich die Verkäufer aller „extra billig, nur für Sie“ – Dinge waren besonders aktiv.
Ja, auch mit dem Geldtausch war es nicht so einfach. Durch den Stadtaufenthalt und den von uns zusätzlich zu bezahlenden Flug nach Lukla waren doch die Moneten ausgegangen. So waren wir gestern an fünf verschiedenen Banken, hatten aber kein Glück: der Automat verhungerte bei der Prüfung, die Generalbank befasste sich nicht mit Bargeld, eine hatte zu, bei der nächsten reichte für das Bedienteil unser Englisch nicht aus und in der Nationalbank war der Kartenleser defekt- viele Entschuldigungen und bis morgen. Zum Schluss versuchten wir es noch bei uns im Hotel, leider, sie hatten nicht soviel Bargeld im Hause (200,- €). Ngima hatte aber für heute das Fluggeld ausgemacht und wahrscheinlich die Flugtickets inzwischen von seinem Geld vorgeschossen. Wir wurden heute in der Nationalbank wieder weg geschickt, aber erhielten den Hinweis: gegenüber sei doch ein EC-Automat. Diesen hatten wir gestern nicht bemerkt. Wir rein in die Zelle, drauf gedrückt, Zahlen eingegeben, Geld raus, wir raus. So schnell kann es eben auch gehen, man lernt nie aus….

05.04.2005 Kathmandu – Bakthapur
Nach dem Frühstück im Hotel sind wir um 9 Uhr mit dem Taxi nach Bakthapur gefahren. Auch diese Fahrt war ein Nervenkitzel. Das Auto, ein kleiner Peugeot, war wieder in keinem guten Zustand hielt aber, entgegen meiner Meinung, doch durch. In für uns neuer Richtung ging es durch die Innenstadt mit ihren vollgestopften Straßen und Gassen. An allen Kreuzungen Stopp und Abräumen in für uns abenteuerlicher Weise. Augenfällig die verstärkten Militärposten, sicherlich vier- bis fünffache Besatzung gegenüber anderer Tage. Für die 16 Kilometer brauchten wir knapp eine Stunde, wobei die maximale Geschwindigkeit außerhalb der städtischen Kernzone doch bei 60km/h lag. Heute waren aber die schmalen Überlandstraßen in gutem Zustand, kaum Löcher und keine Naturpisten. Der freundliche Bursche fuhr uns praktisch bis vor das Kassiererhäuschen, da auch diese Königsstadt für den Autoverkehr gesperrt ist. Der Eintrittspreis hat uns heute aber fast umgehau´n: stolze 750 Rupies musste man pro Person hin legen. Mehrere Leute sprachen uns an, um uns zu führen, wir wollten aber nicht. Zwei Kinder schafften es aber doch, wir konnten sie einfach nicht weg schicken. „Sie sprechen deutsch und kommen aus Deutschland? Ich lerne auch deutsch. Ich bin 15 Jahre alt und gehe hier in eine Spezialschule für Deutsch“, und so weiter… Über dieses Gespräch hatten sie uns ganz clever gepackt. Sie zeigten uns auch Vieles, konnten aber nicht immer die historischen Hintergründe erklären. Wir waren so von ihnen gefesselt, dass wir nicht merkten, wie sie uns eigentlich eingewickelt hatten. Dazu später mehr.
Wir besichtigten die alte Königsstadt mit ihren herrlichen Tempeln. Auf dem Taumadhi Square befindet sich auch der größte Tempel Nepals, der Nyatapola-Tempel, er ist der Göttin Siddhi Lahshmi gewidmet. Er ist auch bei uns durch bestimmte Publikationen bekannt gemacht worden. Fünf Figurenpaare säumen die Stufen, sie sind jeweils zehnmal stärker, als die Figur darunter. Zuerst die Ringer Yayamalla und Phatta, dann Elefanten, Löwen, Greife und die tantrischen Göttinnen Byaghrini und Singhrini. Sie alle beschützen den Eingang in den Tempel. Auf dem Platz befindet sich auch ein riesiger grob gefertigter Holzwagen, etwa 6 Meter hoch mit riesigen Rädern. Es ist ein Kultwagen, der zu bestimmten Festen, wie dem bevorstehenden Neujahrsfest, zum Einsatz kommt.
1984 hatte ein Erdbeben diese Stadt schwer beschädigt. Als UNESCO-Welterbe wird sie von vielen Ländern wieder aufgebaut, auch Deutschland ist vertreten. An den fertig gestellten Anlagen sind kleine Tafeln der Sponsoren, auch private Leute sind dabei. Wir gehen weiter in den alten Gassen, bis hin zum Töpfermarkt. Bakthapur hat einen guten Namen in dieser Branche. Überall findet man getöpferte Waren, in der Fertigung, zum Trocknen und zum Verkauf. Unser Freund war auch Schüler in einer Mandala-Malschule. Der Weg zum „Pfauenfenster von Bakthapur“ führt direkt an der Malschule vorbei. “Gehen wir hinein, sie haben auch Mandalas zum Verkaufen“. In der Malschule kann man nur staunen, mit welcher Geduld und mit wie viel Fingerspitzengefühl diese Kunstwerke entstehen, wie sie strahlen und den Betrachter begeistern. Bekommt man sie dann noch erklärt, ist das Erlebnis noch größer. Gleich um die Ecke befindet sich das alte Priesterhaus Pujari Math, in dem das Pfauenfenster zu sehen ist. Das Fenster ist ein hervorragendes Beispiel für die hochentwickelte Schnitzkunst der Vergangenheit. Plötzlich wieder eine Frage: “Wie kommen Sie zurück nach Kathmandu?“ „Na, mit dem Taxi.“ „Schön, mein Bruder fährt auch Taxi, fahren Sie mit ihm? Es ist ganz billig, nur 400 Rupies!“ Schon war der Junge weg und wenig später kam der Bruder zu Fuß, das Taxi stand schon am Ausgang. Wir verließen die beeindruckende und sehr saubere Altstadt und gingen zum Taxi. Die Jungen stiegen mit ein und wollten noch ein Stück mitfahren. Ich gab beiden für ihre Dienste einen Euro. Nach kurzer Fahrt stiegen sie aus und unser Freund erklärte uns, dass er noch eine Bitte habe; für seine weiteren Studien benötige er ein englisch/nepalisches Wörterbuch. Ich sagte zu und da war auch gleich ein Kiosk mit Büchern. Der Verkäufer wusste sicherlich schon Bescheid und reichte das Buch sofort herüber. Da blitzte es bei mir und ich merkte, wie uns der Strolch gelinkt hatte. Da es aber so sauber und clever war, sagte ich nichts, blinzelte ihm nur zu und er hat es bestimmt verstanden…
Am Nachmittag gab es heute keinen Marsch in die Altstadt von Kathmandu, sondern durch Thamel und in Richtung Swayambhunath. Wir schlendern nur bis an die Stufen und sind eigentlich zu faul, heute noch einmal hinauf zu gehen. Wir machen uns hurtig auf den Rückweg, packen die Sachen für morgen. Wir wollen nur einen Sack mitnehmen, da wir ja nicht mehr so viele Sachen brauchen, vor allem die dicken Dinge bleiben im Hotel. Ngima bringt die Flugunterlagen vorbei und sagt, dass wir bereits mit der ersten Maschine fliegen können, also 5 Uhr vom Hotel aus starten müssen. Es ist alles so geregelt wie abgesprochen, in Lukla bekommen wir den „Kleinen Mingmar“ und einen Träger vom „Deutschen Mingmar“ für die Tour bis Namche Bazar. Unklar ist noch, ob die Kopie der Eintrittsunterlagen für ein erneutes Eintreten in den Nationalpark ausreichend ist oder wir erneut bezahlen müssen und einige andere Kleinigkeiten. Aber es wird sich schon regeln lassen, wie das hier so oft geschieht. Wir werden sehen.

06.04. 2005 Kathmandu – Flug (2) Lukla – Monjo
Im Finstern noch starten wir durch das verschlafene Kathmandu. An vielen Stellen sind noch Feuer von den Obdachlosen, die sich nachts daran wärmen. Die Stadt ist von Qualm erfüllt. Einige Straßenkehrer schwingen den Besen und kehren den Schmutz von links nach rechts. Am Flughafen werden an der Einfahrt der Fahrer und auch Ngima kontrolliert, aber wieder völlig problemlos geht es weiter. Wir geben das Gepäck ab und werden auch selbst abgesucht, intensiver als im internationalen Flugbereich. Ngima hat keine Genehmigung für den Sperrbereich und bleibt an der Tür, er will uns aber einen Freund schicken, der uns in die richtige Richtung lenkt. Wir hätten das wohl alles auch nicht begriffen. Es flog nämlich nicht die „Yeti-Airlines“, sondern die „Skylainer-Airlines“. Der Freund nahm uns nach kurzem Missverständnis die Tickets ab und schwirrte durch die Abfertigungs-halle, er ließ da stempeln, musste dort nachfragen und dort verhandeln und schon waren wir im Flugbereitschaftsbereich. Sehr pünktlich und zügig verlief das letzte Einchecken und ab ging es mit dem Bus zur Dornier 228 Airkraft. Diese Maschine war leistungsstärker und damit um die Hälfte schneller als die Twin-Otter. Da es sehr bewölkt war, hatten wir auch bei diesem zweiten Flug nicht viel gesehen und den Landeanflug deuteten wir schon als Umkehrschleife, weit gefehlt: kurz vor 7 Uhr waren wir schon in Lukla gelandet. Die Abfertigung der 20 Fluggäste ging wieder so reibungslos, aber exakt vonstatten, wie beim ersten Flug – Gepäck nur gegen Gepäckschein. Als wir aus dem Gelände gingen, kam auch schon der Kleine Mingmar angesaust Wir erkannten sofort den jungen Sherpa, über den Ngima am Begrüßungsabend positiv gesprochen hatte und der sein Deutsch noch verbessern müsse! Ab diesem Moment hatten wir einen freundlichen, aufmerksamen und sicheren Begleiter, der immer ein Lächeln im Gesicht hatte und wohl alle Einheimischen im gesamten Tal kannte. Er begleitete uns in die schon bekannte „Sherpa Logde“. Dort begrüßten uns die Ärzte und der Deutsche Mingmar mit großer Freude. Alle waren schon informiert, was geschehen war, aber sie wollten es ganz genau wissen. Sicherlich ist es auch aus ärztlicher Sicht interessant, darüber etwas von einem direkt Betroffenen zu hören. Mingmar sagte zu Dora: „Mach Dir keine großen Gedanken darüber, das ist eben passiert. Dagegen kann keiner etwas machen, mir ging es auch schon so, nicht bei 4.500, aber bei gut 6.000 Metern.“ Wie er das sagte, zeigte uns, es kann jedem und in jeder größeren Höhe passieren. Man muss es nur entsprechend bemerken, anerkennen und zurück gehen können.
Nachdem wir uns ausführlich unterhalten und gestärkt hatten, zogen wir los. Marschrichtung Nord,
86 Grad 42 Minuten – Ziel: Namche Bazar. Auf dem bekannten Weg ging es zügig unserem Porter hinterher. Vorüber an den Orten Chheplung, Nurning und den Prayer Wheels, dem buddhistischen heiligen Ort mit den großen Manisteinen, den bunten und weissen Gebetsfahnen und der Tschörte. Überall waren jetzt die wunderbaren Rhododendrenbäume im vollen hellem oder dunklem Rot, die Kirschbäume schneeweiss von Blüten. Unser Weg sollte heute bis Monjo (2835m) gehen, das hatten wir so abgesprochen, damit morgen die Rampe nach Namche noch am Vormittag überwunden werden kann. Mingmar erzählte viel und begrüßte sich mit fast allen Sherpas, die entgegen kamen. Großes Hallo gab es, als vier Mädchen in Schuluniform auf uns zu liefen. Er musste erst alle umarmen, sonst hätten sie uns nicht vorüber gelassen. Mingmar hatte keinen großen deutschen Wortschatz, wusste diesen aber geschickt ein zusetzen. Als wir durch Phakding gingen, sagte er plötzlich: „Hier ist gleich eine feine Logde, in der schmeckt das Essen lecker!“ Natürlich war es so und wir wählten kleine Portionen vom Dal Bat, die auch tatsächlich lecker schmeckten. Die Sicht war heute wesentlich besser, als beim ersten Treck und so konnten wir weit ins Tal hinein, bis zum Höhenrücken von Syangboche, dem Flugplatz hinter Namche ganz klar sehen. Nach weiteren 2 Stunden Wanderung erreichten wir dann bei leichtem Regen Monjo. Heute sind wir theoretisch in gleicher Höhe geblieben, denn Ausgangs- und Endpunkt liegen auf 2840m, aber trotzdem waren es 600m hoch und auch 600m runter. Die Logde suchten wir uns selbst aus. Es war die Beste auf dem Treck, die legendäre „Mt. Kailash Logde“, in der fast alle großen Expeditionen aus aller Welt übernachten. Davon zeugen die Poster und Autogrammkarten. Auch unsere sächsischen Bergsteiger haben sich verewigt. Riesige Poster sind auch von den 96-er Expeditionen an den Wänden. Wir erhalten hier wieder standesgemäß unser Eckzimmer und können in dem engen Raum unsere Taschen auf die Fensterbänke stellen. Der Raum ist mit ordentlichen Brettern ausgeschlagen, an den Wänden hängen Teppiche und die Liegen sind mit ebensolchen bedeckt. Die Fußböden im gesamten Haus sind mit grünem, einfachem Teppichbelag ausgelegt. Das verspricht eine sehr ruhige Nacht zu werden, da alles sehr gut Schall gedämmt ist. Wir gehen noch ein Stück in Richtung Ortsausgang und Schule, bekommen aber wenig zu sehen, da der Regen doch wieder zu genommen hat, dazu wird es auch noch ziemlich kalt. Wir gingen zurück und setzen uns in der Logde in den Raum und unterhalten uns mit Mingmar über Nepal, über die gesamte Lage und über ihn selbst. Er hat nicht immer Arbeit und ist froh, dass er durch uns weitere Tage einen Job hat. Da er noch nicht mit Ngima gesprochen hat, glaubt er aber, dass für ihn die Saison zu Ende ist. Wir erfahren von ihm auch, dass die „Multi Adventure Pvt. Ltd.“, der Ngima und Chenga vorstehen, nur wenige feste Mitarbeiter, aber eine Unmenge freier Mitarbeiter hat. Für uns war es wieder ein sehr aufschlussreiches Gespräch, in dem weitere Erfahrungen zu Land und Leuten gesammelt wurden.
In der Zwischenzeit kommt eine Gruppe Engländer vom Berg, mehrere sind arg gebeutelt und ihre Stimmung ist nicht so toll. Sie sind angemeldet und werden auch gleich mit allen Dingen umsorgt. Wir sehen uns im Haus und in der ebenfalls gut ausgestatteten Küche um und haben auf Anraten von Mingmar eine Art Momo (richtige Bezeichnung habe ich leider vergessen), also eine Art Teigtasche mit vorzüglicher Füllung aus Gemüse und Kartoffeln bestellt – wirklich lecker.

07.04.2005 Monjo – Namche Bazar
Heute pfeift der Fuchs gegen halb sieben. Da die Waschgelegenheit in fast allen Reiseführern als die beste auf dem Everest Highway benannt wird, freuen wir uns auf viel Wasser zum Waschen. Aber um diese Zeit läuft es wegen der ständigen Nachtfröste noch nicht und der Wirt muss erst etwas den Berg hinauf gehen und den Gummischlauch ins Wasser legen, also aufdrehen. Es ist noch kühl, das Thermometer zeigt 3 Grad plus und wir genießen die Morgentoilette ausgiebig. Hurtig geht es auf den Weg und wir sind neugierig, was sich am Eingang zum Everest Nationalpark ergeben wird. Mingmar verhandelt mit den Rangern auch längere Zeit und wir erhalten, woher auch immer, Kopien von unseren Originaltickets und können durch das Tor schreiten, immer weiter hinunter zum Dudh Koshi, dem Milchfluss. Es geht wieder über einige Hängebrücken und schon nach einer Stunde sehen wir die Hillary Brücke. Im Anstieg erleben wir ein gut ausgehendes Malheuer. Ein Träger einer spanischen Expedition ist an der steilen Böschung abgerutscht, konnte sich aber in den Rhododendren-büschen festklammern und damit den Sturz in etwa 1m Tiefe verhindern. Seine Last lag aber verstreut unten im trockenen Uferbereich. Sicherlich wird er bei diesem Führer später keine neue Arbeit bekommen. Wir machten am steinigen, steilen Aufstieg einer Gruppe Zopkiok´s den Weg frei und stellten uns wie immer an die Bergseite. Diese Tiere sind Kreuzungen zwischen Yak und Kuh und sind die Lasttiere, die im Bereich unter 4.000 m dominieren. Auf der Brücke war es ein Genuss, im frischen Morgenwind zu gehen. In dieser Schlucht, die von der Brücke gequert wird, ist es immer sehr windig. Heute haben wir auch Hoffnung, den Everest von einem in der Mitte der Rampe liegenden Rastplatz aus zu sehen. Nach 2 Stunden ist diese Platz auch erreicht. Es sind vielleicht 30 Träger dort, die eine längere Rast machen. Wie so oft an solchen Treffpunkten herrscht eine große Fröhlichkeit und Ausgelassenheit dieser Schwerstarbeiter. Der Rastplatz liegt in einer Wegbiegung, von dort aus ist der Blick durch die Föhren zu Everest und Lhotse frei. Es ist immer wieder ergreifend, wenn man diese Bergriesen aus einer solch nahen Distanz und live sehen kann. Von hier ist es noch eine gute Stunde bis zur Begrüßungspforte von Namche Bazar. Das Gehen fällt uns trotz des enormen Anstieges nicht schwer, nur der von den Tieren aufgewirbelte Staub setzt sich schon wieder unangenehm fest und veranlasst zum ständigen Husten. Ein Stück vor dem Ort ist ein Militärposten von etwa 10 bis 15 Leuten. Sie kontrollieren Mingmar und sicher auch unsere Unterlagen. Es scheint aber wieder reine Formsache zu sein. Wir sind der Ansicht, dass die Militärs ihre Leute dort schon entsprechend informiert haben und nur der Durchgang kontrolliert wird. Ein Offizier verwickelt uns in ein direktes, aber freundliches Gespräch zu Belanglosigkeiten – woher, wohin, wie gefällt es usw. und wünscht einen guten Aufenthalt, das fanden wir dann doch beachtlich. Der Rest des Weges bis in den Ort ist schnell gegangen. Wir laufen zügig in den Ort hinein, müssen aber am Everestpark-Kontrollpunkt nochmals warten, bis Mingmar den erneuten Zutritt in die Kernzone für uns frei bekommt. Letztendlich hat er es geschafft und wir können weiter gehen. Aber wir kommen nicht weit, da steht von unserer Gruppe nicht nur einer(Jürgen Schreiter) sondern mit ihm noch vier Leute ( Tanja, Matthias Greff, Thoralf und Oliver). Da sind wir erst mal sprachlos. Zum einen, sie hier zufällig auf dem Weg getroffen zu haben und zum anderen, warum sind es fünf, was ist passiert, usw. Nach einer ausgiebigen Begrüßung und Kurzberichten, dass wir und sie o.k. sind, gingen wir zu der uns bekannten „Khumbu Resort Logde“, verabredeten uns aber zum Kaffee bei Hermann Helmers in der Deutschen Bäckerei. Der Logdewirt der „Khumbu Resort“ und vor allem seine Frau freuten sich sehr über unsere Rückkehr, die Frau hat Dora gleich umarmt, was ja dort nicht so sehr normal ist. Aber auch in diesem Fall sahen wir, die Sherpas machen sich über ihre Trekker schon ernsthafte Gedanken.
Nach dem Essen gehen wir mit Mingmar ins Kloster von Namche. Für uns ist das wieder eine tolle Sache, für Mingmar scheint es von seinem Glauben her notwendig zu sein. Im Kloster ist nur noch ein Lama als Hüter des Hauses da. Darüber sind wir sehr überrascht, wussten wir doch, dass die Klöster eigentlich gut mit jungen Leuten versorgt sind. Der Lama gab uns aber zu verstehen, dass es die Zeit eben so mit sich bringt und die Jugend sich trotz der strengen Gläubigkeit mehr in die weltlichen Schulen drängt. Zumal die Sherpas doch im Land mehr Zugeständnisse der Regierung als andere Volksstämme haben. In ihrer Art Autonomie ist es ihnen sogar gestattet, ein eigenes Gymnasium in Kathmandu zu betreiben und dort die tibetischen Gepflogenheiten, Bräuche und die Sprache zu erlernen. Hier verabschiedet sich auch Mingmar, er übernachtet bei seiner Schwester und wird morgen nach Lukla zurück gehen. Vom Kloster aus liefen wir gleich ins Zentrum, um zunächst zu Hause bei Jörg anzurufen, der ja nur vom Hubschrauber-Ausflug aus Pheriche und dem Lungenödem von Dora wusste, wir hatten ihn aus Kathmandu informiert. Auch er war erstaunt, dass wir in die Berge zurück gekehrt waren und freute sich mit uns, dass keine gesundheitlichen Probleme mehr bestanden und wir unbelastet noch zwei Tage hier etwas unternehmen konnten.
Beim Treff im Kaffee von Hermann Helmers erfuhren wir dann die einzelnen Schicksale. Jürgen hatte ein ernsthaftes Hirnödem und ist mit einem Sherpa von Lobuche aus am Morgen des 1.4. über Pheriche bis zum „Everest View Hotel“ abgestiegen und am nächsten Tag über Khumjung nach Namche gegangen. Im weltbekannten Hotel war er der einzige Gast und hatte mehrere „Diener“, selbst zum Bad kamen zwei Bedienstete und füllten mit Eimern die Wanne. Aber er sagte, dass es in dieser Hinsicht für ihn trotzdem ein schöner Geburtstag gewesen sei. Er hatte noch einige Tage teils schwere Kopfschmerzen, aber er sei wieder klar im Kopf gewesen. Die anderen vier waren bis auf dem Kala Patar und sind dann mit Grippe und kaputt (Tanja), allgemein angeschlagen und platt (Matthias) und angeschlagen und lustlos (Thoralf) und ich denke Olaf ist mit ihm gegangen, auch in Hinblick auf ihre weitere Tour nach Tibet. Gleichzeitig erfahren wir, dass von den restlichen Vieren Jürgen Wimmer schwer mit Grippe zu kämpfen hatte, dass Detlef nach wie vor durchhängt und sich aber tapfer durchkämpft, dass Matthias Prokain zwar hustet, aber er und Dagmar gut drauf sind.
Wir sind mit dem Finsterwerden 18.30 Uhr in der Logde und bekommen vom Wirt den Film zu sehen, den das amerikanische IMAX Team um David Breashears 1996 am Everest gedreht hat. Uns gefällt aber die gesamte Darstellung nicht, da eigentlich sehr wenig zu den sich am Berg abgespielten dramatischen Dingen gesagt wird. Man kennt aber auch das Konzept nicht und da der Film in englischer Sprache gezeigt wird, fehlt auch die Wortbindung. Den Film kann man als DVD oder Video kaufen.
Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen gemeinsam den tibetischen Weg in Richtung Thame zu gehen, um uns dieses Tal anzusehen. Start soll nicht so spät sein, um genügend Zeitreserven zu haben. Wir gehen wieder zur Zeit ins Bett, die anderen sitzen noch und spielen Karten. Der Wirt macht ein gutes Geschäft. Diejenigen, die schlafen wollen, werden gestört.

08.04.2005 Namche Bazar – Thame – Namche Bazar
Dora und ich sind wieder sehr zeitig munter und stehen ½ 7 Uhr auf, machen uns in aller Ruhe fertig, die Temperatur verspricht gut zu werden, jetzt sind es nur 3 Grad. Wir sitzen ½ 8 Uhr am Tisch, natürlich sind wir die ersten. Gleich nach uns kommt Tanja. Auf den Rest warten wir gemeinsam und unterhalten uns. Tanja erzählt von der Kälte und dem Massenlager in Gorak Shep und von den Leuten, die sie unterwegs noch getroffen haben. Die Aussicht am Berg sei sehr schön gewesen. Nun kommen die anderen, Jürgen ist freundlich und gut drauf wie immer, Thoralf stänkert, auch wie immer. Da er erkennbar keine Lust hat, wir aber zusammen bleiben wollen, ist er obenauf und zieht alles in die Länge. Schließlich kommen wir doch in die Spur, aber es ist fast ½ 10 Uhr. Der Weg führt uns am Kloster und den riesigen Manisteinen vorbei. Die Sanskrit – Zeichen sind hier vorwiegend bunt ausgemalt. Wir sind bald über 3.700m und haben einen Superblick über das hufeisenförmige Tal und können uns an der Lage des Ortes kaum satt sehen und entdecken immer neue Punkte, an denen wir unten schon waren. Die Altvorderen hatten auch hier immer einen guten Blick für ein gutes und sicheres Lager. Von nun an führt der Weg durch Kiefernwälder in das Nangpo Changpo Tal erst mal wieder bergab. Es ist in der Ferne dunstig, so dass wir leider keinen guten Weitblick haben. Der uns gegenüber liegende Höhenzug liegt wieder bei etwa 6.000 m und hat im oberen Bereich durchgehende weiße Flächen. Der Weg führt uns hinunter bis an den Fluss. Mehrere sehr ansehnliche Tschörten und kleine Stupa`s säumen den gesamten Pfad in Richtung Tibet. Dieser Weg wird von den Tibetern im politische Normalfall regelmäßig für den Marktbesuch in Namche Bazar genutzt. An einer Brücke sind sicherlich Hunderte weißer Schals (Katha´s) angebunden. Unmittelbar davor steht eine Tschörte mit Gebetsmühlen. An diesen Dingen ist zu ersehen, dass der Weg auch zu einem bedeutenden Kloster führt. Wir kommen aber zunächst in den Ort Phurte. Hier in diesem Nebental, keine 2 Stunden vom Haupttrekkingpfad entfernt, sehen wir wesentlich einfachere Behausungen. Einige Häuser sind leer, die kleinen Felder kaum noch bewirtschaftet. Man sagt, dass diese Gebiete, so wie bei uns aus den Alpen bekannt, in wenigen Jahren leer gezogen sein werden. Der Tourismus findet auf den direkten Routen zu einem exponierten Punkt statt und was von dieser Strecke abseits liegt, bekommt nichts vom großen Kuchen ab. Wir fanden das sehr bedauerlich und aber auch bedenklich. Das hier ist sicherlich auch ein Bereich, der in der Entwicklung weit zurück liegt, in dem vermutlich auch die Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehen können.
Unsere Wanderung ging aber weiter und auf der Sonnenseite erhöhten sich die Temperaturen zusehends, da hier der Schatten spendende Kiefernwald wieder zu Ende war. Immer wieder sehen wir die dunkelblauen Farbtupfer der Zwergiris, deren Blüten nur ganz knapp über dem Erdboden sitzen. Der Ort Thamo zeigte sich uns als ein kleines verschlafenes Nest mit ca. 30 Gebäuden. Diese waren entweder aus Feldsteinen gemauert oder mit einer Art Putz versehen, der vor einiger Zeit auch weiß getüncht war. Der Blick nach Norden lässt wieder einige 6.000er erkennen. Hier setzten sich Thoralf und Oliver, sie wollen zurück. So gingen wir weiter und das eigentliche Ziel Thame mit dem berühmten Kloster war für uns doch in die Ferne gerückt. Dora hatte durch das Laufen in der direkten Sonne Probleme bekommen und zumindest für den Rückweg starke Bedenken ausgesprochen. Um keinen Zeitverzug mehr aufkommen zu lassen, sagten wir Jürgen, Tanja und Matthias, dass sie losziehen sollten, um es noch zu schaffen. Wir gingen noch ein Stück weiter hinterher und kehrten dann nach Thamo zurück. Die Sonne hatte ihre Runde natürlich weiter gedreht und es gab einen wunderschönen Blick auf den Gebirgszug hinter Namche, mit Thamserku und Kangtenga, beide über 6.800m hoch. Diese Berge sind im oberen Bereich mit grell leuchtendem weißen Schnee bedeckt, der in den letzten Nächten immer etwas gefallen war. Im Waldgebiet deutete uns eine kleine Gruppe Trekker an, leise zu sein, da etwas erhöht ein scheuer Himalaya-Hirsch im Wald seelenruhig graste, das wir noch lange beobachten konnten. Auf dem Rückweg beobachteten wir am Kloster die emsig schaffenden Sherpas, die für das bevorstehende Neujahrsfest ihre Glaubensstätte in Ordnung brachten. In Ruhe gingen wir wieder durch den Ort und zu unserer Logde. Als es dann schon später war, ja sogar finster wurde, machte ich mir schon Gedanken um unsere drei Wanderer, denn die Wege sind im Finstern nicht gut zu begehen und Lampen hatten sie nicht dabei. Mit zunehmender Dunkelheit war ihre Geschwindigkeit stark reduziert worden, sie waren aber immer trittsicher geblieben und rückten bei uns weit nach 19 Uhr ein. Sie berichteten von ihrem tollen Eindrücken im Ort und Kloster Thame.

09.04.2005 Namche Bazar – Syangpoche – Namche Bazar
In dieser Nacht haben wir sehr schlecht geschlafen und waren um 7 Uhr schon fertig zum Früh-stücken. Es ist heute morgen etwas ungemütlich, es ist trüb und leichter Schneefall lässt keine große Sicht zu. Wir erkennen weder Kongde noch Tamserku. Wir stellen am Rande auch noch fest, dass uns die Rupies wieder ausgegangen sind und damit ist es erst einmal das Ziel, Geld zu tauschen. Schon gestern hatten wir die Händler für den Samstagmarkt gesehen und nahmen so gleich die Gelegenheit wahr, den Markt zu besuchen. Mit der Zeit fand sich auch unsere Truppe zusammen. Da macht es eben doch mehr Spaß. Leider schneite es immer noch und die Händler hatten die Waren und sich selbst unter Planen versteckt. Unmengen von Alu-Töpfen und Pfannen in allen Größen, alle denkbaren Lebensmittel, Trödel und Strickwaren befanden sich im Angebot. Das Fleisch wurde in einem Raum extra gehandelt. Natürlich die Umstände wieder für uns unfassbar. Um die Bude herum eine riesige Schar freundlicher Hunde, die alle hofften, auf irgend eine Weise einen Bissen ab zu bekommen. Ich war gerade mit Jürgen auf dem Rückweg im Ort, als zwei Italiener auf uns zu kamen. Jürgen hatte sie auf seinem Rückweg getroffen, als diese nach oben gingen. Sie waren aus Mailand und einer von Ihnen war in Deutschland geboren, so dass es keine Verständigungsprobleme gab. Dieser wollte nun zuerst wissen, wie es Jürgen weiter ergangen war, dann kam das Gespräch auf uns, denn er wusste auch, dass Dora arg dran war und wir ausgeflogen werden mussten. Aber ihm ging es nicht viel besser. Er erzählte vom Weg zum Basecamp, da wäre er mehrfach gefragt worden, ob er noch o.k. sei. Damit konnte er lange Zeit nichts anfangen, aber er fand sich auch nicht mehr so recht zurecht und da blitzte es bei ihm noch mal hell auf und er konnte mit eigenem Willen und aus eigener Kraft zurück laufen. Er sagte dazu, dass er sich noch nie so blöd vorkam, er sei gar nicht er gewesen. Nach zwei Tagen und dem Abstieg ging es ihm wieder gut.
Wir beide machen gar kein Mittag und entschließen uns über den kurzen Weg nach Syangpoche auf zu steigen. Der Weg begann unmittelbar an unserer Logde und zog schnurgerade nach oben. Die Höhendifferenz betrug 450m, dazu benötigten wir lediglich 1 ½ Stunden mit nur einer Pause. Da staunten wir nicht schlecht, wie gut es ging. Sehr oft schauten wir dabei zurück auf das wunderbar gelegene Namche Bazar. Oben an der Bergkante beginnt auch gleich die Landebahn des Flugplatzes. Es ist eine staubige, in der Mitte durchhängende Landebahn, die heute fast ausschließlich von wenigen Hubschraubern genutzt wird. Häufig fliegen allerdings die großen Expeditionen ihre Ausrüstung dorthin. Ebenfalls genutzt wird der Flugplatz von reichen Japanern, die dann im nahe gelegenen Everest View Hotel in ein mit Sauerstoffanlage ausgestattetes Zimmer geführt werden und hinter Glas die Berge bewundern. Wir gehen vom Flugplatz weiter nach oben zum Khumbu View Hotel, das steht auf der Südkante des Plateaus und lässt einen Superblick zurück bis Lukla zu. Hier treffen wir auch den englischen Arzt aus Pheriche wieder. Er ist mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter, die ihn besucht haben, hier zur Akklimatisation. Er kennt die Probleme. Sie bleiben drei Tage in Namche, ehe sie weiter trekken. Goldrichtig. Er erklärt uns noch den Weg zum Everest View Hotel und weiter geht´s. Das Ding wollen wir uns doch angucken. Hier oben wachsen nur wenige Sträucher und karges Gras. Es ist aber an den erodierten Stellen zu sehen, dass hier eine gute Schicht Erde liegt. Zwei kleine, schmutzige Pferde fressen das kümmerliche Gras. Wir werfen einen Blick in das nächste Tal, in dem die Orte Khunde und Khumjung tief unter uns liegen. Unmittelbat unterhalb des Plateaus wachsen auch wieder kleine Bäume in lichtem Busch. Das Hotel sieht man erst im letzten Moment, es ist hinter Busch- und Strauchwerk versteckt. Aber, es ist nicht zu fassen: in knapp 4.000m für die Hotelgäste ein Volleyballplatz. Wir wollen um das Hotel gehen, das ist aber wegen der Steilheit des Geländes nicht möglich und wir nehmen den Weg über die Sportanlagen. Durch einen sturmfesten Vorbau kommen wir in das Innere des Hauses. In dieser Form könnte das Hotel auch vor 25 Jahren schon in der Hohen Tatra gestanden haben, ein ordentlicher massiver Steinbau. Auch uns geht es wie Jürgen, wir sehen keine Leute und vertrollen uns ganz schnell wieder. Jetzt gehen wir an der Nordwestkante des Plateaus entlang schauen zu den zwei Dörfer hinunter und schlagen den Weg über den Flugplatz und die Yak-Zuchtstation ein. Leider sind nur ganz wenige Tiere in der Ferne zu sehen, die Größe der Anlage beeindruckt uns. Eine uns entgegen kommende junge Frau sammelt getrockneten Yak-Mist fürs Feuer. Viele Gebetsfahnen an den sehr alten Chörten und auf dem Höhenzug begleiten uns. In voller Größe erhebt sich über Khumjung der Khumbi Yul Lha, der heilige Berg des Khumbu-Tales. Auf diesem Berg mit seinen nur 5.761 m wohnen die Götter dieses Tales.
Als wir nach der Hochfläche in den Abstieg gehen, kommt uns Matthias entgegen. Eigentlich wollte er mit uns gehen, fühlte sich aber nicht gut. Der gestrige Marsch nach Thame und die Tage vorher hatten ihn platt gemacht. Wir gingen an der Kesselseite nach unten und bemerkten, dass es immer bessere Sicht gab. So sind wir hinter unserer Logde vorbei zum Highway gegangen. Nach ca. 15 Minuten Fußweg konnten wir hinter einer Wegbiegung Everest und Lhotse in voller Schönheit sehen. Ein ganz phantastischer Abschluss unseres Aufenthaltes in Namche Bazar. Beim Vorübergehen hatten wir schon die vier Erfogreichsten unserer Gruppe an der Logde gesehen. Als wir hinkamen, waren sie aber erst mal in den Ort gegangen, um mit der Heimat Kontakt auf zu nehmen. Wir wurden von den Sherpas und von unserem Freund Champa sehr herzlich begrüßt, umarmt und beklopft. Selbst der zurückhaltende Bergführer Nuru hatte uns beim Kopf genommen. Scheinbar ist es doch nicht so alltäglich, dass Höhenbelastete wieder zurück kehren. Eine ähnlich Begrüßung gab es dann auch durch unsere Gruppenfreunde. Es wurde viel erzählt. Dora wurde ausgequetscht, wie es ihr ergangen ist und was wir in der Zwischenzeit unternommen hatten. Sie erzählten vom Aufstieg auf den Island Peak. Nach dem Marsch ins Basislager in gut 5.000m Höhe ging es nach wenig Schlaf bereits um 2 Uhr morgens los. Jürgen Wimmer hatte sich mit angezogen, war aber durch seine Erkältung und die Umstände so geschwächt, dass er sicherheitshalber im Lager blieb. Unser Tourguide Dorjee passte wegen beginnendem Hirnödem ebenfalls. So zogen sie also zu dritt mit drei Bergführern los. Der Weg war zunächst machbar, die Schwierigkeiten nahmen aber dann im Gletschergebiet zu. Es mussten dabei sogar Spalten mit Leitern überquert werden. Am Steilstück zog sich dann alles auseinander, so dass die Gipfelzeit am Island Peak mit seinen 6.189m für die Drei von 10.30 bis 13 Uhr zu Buche stand. 17 Uhr waren alle wieder im Basislager und haben sofort bis zum nächsten Morgen geschlafen. Es sei schon sehr anstrengend gewesen.
Damit war dann Dagmar die einzige Teilnehmerin, die alle drei Höhepunkte erreicht hatte. Von uns ursprünglich 11 Gestarteten haben 8 den höchsten Übernachtungspunkt in Gorak Shep erreicht, 7 den Kala Pattar bestiegen, 4 waren im Everest Basislager und drei auf dem Island Peak.
Sehr aufgewühlt gingen wir und mit uns der größte Teil der Gruppe nach und nach zur Ruhe. Aber der harte Kern um Thoralf zog ordentlich durch, es war wohl schon nach Mitternacht, als sie sich lärmend endlich zur Ruhe begaben.

10.04.2005 Namche Bazar – Phakding
Der Morgen war für die Nachtschwärmer etwas zu früh gekommen und damit verzögerte sich auch der Abmarsch nach Phakding um eine Stunde. Wir gingen noch ein Mal durch den Ort und durch die Tschörte am Ortsausgang. Der Weg war uns ja bestens bekannt. Einen ausführlichen Halt gab es am Rastplatz in der Mitte der Rampe. Dort sahen wir die hohen Berge dann wirklich zum letzten Mal, alle nutzten die Gelegenheit wieder zu einem Abschiedsfoto. Da waren die meisten von uns schon etwas beklemmt und schüttelten andächtig den Kopf, als wollten sie sagen: „Mach´s gut du alter Stein-brocken“. Die Treiber einer Yak-Herde mit ihren kurzen Pfiffen und den Rufen, die wie ein deutsches „Hüja“ klangen und mehrere Träger mit Expeditionsfässern rissen alle wieder aus ihren Gedanken. Es dauerte auch nicht lange, bis wir auf der Hillary-Brücke standen. Der Abstieg geschieht eben hier auf diesen Wegen wesentlich schneller als der Aufstieg. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis wir den Sagharmantha-Nationalpark in Monjo verließen. Die Formalitäten waren nun auch schnell erledigt. Zur Mittagsrast ließen wir uns in der „Mt. Kailash Logde“ nieder. Bei sehr schönem Wetter konnten wir uns alle Zeit der Welt nehmen und natürlich das Mittagessen schmecken lassen. Bis Phakding liefen wir noch gut zwei Stunden und bezogen Quartier in der uns schon bekannten Logde. Dorjee hatte für heute Abend das Abschlussfest angesagt, da in Lukla wegen der Militärs aus Sicherheitsgründen keine Fete gefeiert werden kann.
Tanja war schon auf dem Weg sehr rege und hatte sich mit Dorjee unterhalten, wieviel Geld eingesammelt werden muss, und was „der Tax“ für alle Beteiligten ist. Sie wusste aber, es gibt eine bestimmte Aufteilung. Insgesamt zahlte jeder von uns 3.000 Rupies und die zwei Mädels teilten das Geld nach einem bestimmten Schlüssel, entsprechend der Hierarchie, genau auf und steckten es in Umschläge, die sie aus Servietten gebastelt hatten.
Am Abend hielt Dorjee in Deutsch und Nepali eine kurze Rede, auch von uns bedankten sich mehrere beim gesamten nepalesischen Team. Heute waren auch alle Träger mit in der Logde. Alle erhielten dann, namentlich von Dorjee aufgerufen, ihren Opulus. Zum Dank sangen und tanzten sie ein paar Lieder. Wir beteiligten uns mit der „Laurentia“. Da haben sie sich vor Lachen bald krumm gelacht, sind aber auch immer titelgemäß mit aufgestanden. Anschließend gab es noch aus einem Alu-Wasserkessel mehrere Runden Schnaps. Es war aber danach auch gleich Schluss mit der Feier, auch aufgrund der Ereignisse vom Vortag, denn einige waren sauer.

11.04.2005 Phakding – Lukla
In unserem „Kafterle“ haben wir gut geschlafen, sind nach 7 Uhr aufgestanden und waren zum Frühstück bereit. Ein Teil der Truppe kam so nach und nach, aber Oliver und Thoralf trafen erst ein, als wir dann doch schon mit dem Frühstück bald fertig waren. Natürlich verzögerte sich der Abmarsch, aber Dorjee verstand auch die dummen Sprüche von Thoralf und gab dann das Signal zum Aufbruch. Hier zeigte sich ganz eindeutig, wie wenig sich manche in Ihrer Überheblichkeit und Arroganz in eine solche Truppe einfügen können. Der späte Aufbruch war aber insgesamt kein Problem, da der Weg nach Lukla nicht sehr weit ist. Wir staunten über den Baufortschritt bei den Häusern nicht schlecht, wie er in dieser Zeit voran schritt. An einigen waren wir ja bereits zweimal vorübergegangen. Innerhalb dieser drei Wochen hatten manche ihr Haus hoch und konnten Richtfest feiern.
Eine Mittagsrast legten wir in Thado Khoshi (2580m) ein. Die Logde war relativ klein, hatte aber eine schöne Terrasse zum Ausruhen, das hatten einige sehr nötig. Alle husteten immer noch stark, einige waren eben auch einfach platt. Ich fotografierte einige sehr schöne Rhododendrenbäume und in ein Seitental hinein zum über 6.000 m hohen Kusum Kanguru, der Dreier Schneespitze. In der Logde machten sich auch unsere Begleiter mit zuschaffen und kochten ein gutes Mahl. Unsere restlichen Laufstunden waren schnell vorüber, mit etwas Wehmut wurden die letzten Blicke zu den hohen Bergen geschickt und den bunten Gebetsfahnen gute Wünsche mit in den Himmel geschickt. An der heiligen Stätte von Cheplung beobachteten wir aus der Ferne eine Totenzeremonie mit Verbrennung. Wir nahmen die letzte Anstrengung, den aufwärts führenden Weg nach Lukla unter die Schuhe und bald sahen wir das Erinnerungstor an die nach dem Gipfelsieg umgekommene erste nepalische Everest-Bezwingerin, eine Sherpani. Nach dem Stupa war wieder ein Militärposten, der die Begleiter kontrollierte. Im gesamten Ort empfanden wir die Militärpräsenz als außerordentlich hoch. Um den Flugplatz waren Sandsackbarrikaden, im Ort selbst Schützengräben und außerhalb noch Wachtürme postiert. Für die Bewohner bestimmt eine unheimliche Situation. Zusätzlich gingen die Posten durch die Logdes zum Kontrollieren, denn alle nicht zum Ort oder zu einer Reisegruppe gehörenden Nepali, und dazu gehören auch die Porter, müssen eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit Lukla verlassen haben. Mit Beginn der Dunkelheit gibt es eine generelle Ausgangssperre für alle im Ort.
In dieser Sherpa Logde saßen wir noch eine geraume Zeit und analysierten die zurückliegenden Tage, ehe wir uns zur Ruhe begaben. Für morgen früh ist schon vor 5 Uhr wecken.

12.04.2005 Lukla – Flug – Kathmandu
Sehr früh war heute das Aufstehen angesagt, so dass die Trekkingsäcke pünktlich um 5 Uhr, wie abgesprochen, vor der Tür standen. Wir hatten dadurch natürlich sehr viel Zeit, der erste Flug geht 7.15 Uhr. Da waren wir aber noch nicht mit dran, das war klar. Also ging es gleich nach dem Frühstück raus und zwischen den Posten hindurch an die Umzäunung des Flugplatze, die besten Positionen sichern. Auf dem Parkplatz wurde ein MIG-Hubschrauber aufgetankt. Eine Augenweide in Sachen Sicherheit. Zwei Fässer Kraftstoff, eine Batterie, eine Pumpe mit einem langen Schlauch, der mehrfach mit Putzlappen umwickelt war, und los ging die Aktion. Der Aufsicht führende Europäer dirigierte alles und als der Sprit lief, ging er immerhin zwei Schritte zurück, ehe er sich eine Zigarette anzündete. In diesen Hubschrauber stiegen dann die italienischen Feuerwehrleute ein, sie verließen als erste Gruppe Lukla. Danach dauerte es nicht lange bis die Maschinen aus Kathmandu zum Landeanflug ansetzten, eine Dornier und zwei Twin Otter. Für uns war auch das wieder ein unvergessliches Erlebnis, diese Landungen, das Aus- und Einsteigen und den erneuten Start dieser Maschinen zu sehen. 6 1/2 Minuten dauerte es vom Einbiegen in den Parkplatz, bis zum erneuten Start. Dann, nach der ersten Welle, mussten wir uns ins Fluggebäude begeben. In der für uns wieder ungewohnten großen Hektik lief die gesamte Eincheckprozedur ab. Daila organisierte natürlich wieder mit großer Übersicht die gesamten Geschäfte. Nach langer Wartezeit waren wir gegen 9.30 Uhr zum Abflug bereit. Unsere Maschine, eine Twin Otter der Yeti Airlines, brachte uns nach 50 Minuten und einem sehr schönen Flug, bei dem wir von den hohen Bergen so richtig Abschied nehmen konnten, sicher nach Kathmandu. Hier warteten schon Ngima und Chenga von Multiadventure auf uns. Mit dem Kleinbus fuhren wir zu unserem „Marsiangdi Mandala Hotel“ nach Thamel. Nach einem kurzen Hotelaufenthalt wollten wir wieder in die Stadt gehen, trafen aber auf dem Hof Götz Wiegand und Frank Meutzner. Wir wussten, dass sie hier sind, denn sie bereiteten die Expedition nach Tibet, in Richtung Kailash vor. Mit Götz kamen wir in ein ganz gutes Gespräch über unsere und ihre Touren. Für die Expedition sei auch hier noch eine sehr aufwändige Vorbereitungsarbeit nötig, alles müsste in den Transportfässern umgeladen und für Trekking und Expedition getrennt und der Inhalt auf den Fässern notiert werden. Götz wollte auch von unserer Tour einiges wissen, äußerte sich aber dazu kaum, es ist eben auch hier die Konkurrenz zu spüren.
Gegen 19 Uhr rückte unsere gesamte Gruppe zum „Rum Doodle“ hin. Hier muss nun auch mal Thoralf gelobt werden, er hatte sich im Vorfeld diese Szene-Kneipe ausgeguckt. Eigentlich ein Speiselokal mit tollem Dachgarten, in dem Trekker und Expeditionen einkehren. Das Restaurant hat als Beinamen auch „40.000 ½ Feet Bar“, resultierend aus der umgerechneten Höhenlage. Zur Bar sagt uns das Internet:

Rum Doodle and the 40,000 ½ ft bar is a hang out for mountaineers and trekkers alike. Rum Doodle is famous for the Everest Summiteer’s Club with a large collection of Everest Summiteers signatures. We have also been hosts to former U.S president Jimmy Carter and Rosalyn Carter, Former Japanese premier Ryutaro Hashimoto. And from Germany, City of Stollberg, Mr. and Mrs. Braeuer. Everest Summiteers like Sir Ed. Hillary, Messner, Tabei, Ang Rita, Rob Hall, Garry Ball and many of the famous climbers have all left their footprints behind.
Als Attraktion gibt es hier Bierdeckel in der Form eines Fußes. Auf der Großausführung dieses Dinges verewigen sich die Expeditionen namentlich und nageln den Fuß an die Wand, wenn noch irgendwo ein freier Platz zu finden ist. Alle waren mit dem Essen sehr zufrieden, hatten wir doch mehrere Tage sehr spartanisch gelebt. Wir aßen ein hervorragendes großes Yaksteak mit Kroketten und viel Gemüse. Dazu gab es in Flaschen Everest-Jubiläums-Bier, auch hier wieder die lokale Besonderheit: nicht in der ½-Literflasche, sondern mit 1 Pinte Inhalt. Das Bier schmeckte uns ausgezeichnet, ähnlich den bei uns geläufigen Jubiläums-Bieren, kräftig im Geschmack und straff. Die Preise für das Steak lagen bei ca. 6 Euro, das Bier kostete 2,70 Euro. Hier muss ja nun der gute Gaststättenpreis einer Qualitätsgaststätte herangezogen werden, also für normale Nepali unerschwinglich, für uns ein Superpreis. Bei dieser Essensgüte, dem vielen Beiwerk und dem Service hätte man bei uns lässig 20 Euro hinlegen müssen. Leider macht das Doodle schon um 22 Uhr dicht. Für uns war es eigentlich genug und wir hatten noch einen sehr interessanten Heimweg durch die gut beleuchteten alten Straßen von Thamel mit noch vielen geöffneten Geschäften, aber auch Geschäften, bei denen man sehen konnte, dass sie doch die Dunkelheit bevorzugen. Und wieder muss man hier feststellen, es wurde von uns keiner belästigt, in die Enge getrieben oder anderweitig „belöffelt“…

13.04.2005 Kathmandu
Am letzten Tag war nun noch eine große Stadtrundfahrt angesetzt. Uns war ja einiges aus den zurück liegenden Tagen bekannt und für uns war es von besonderem Interesse, zu dem schon Gesehenen auch noch mehr oder überhaupt sachkundige Worte zu hören. Pünktlich um 9 Uhr war unser Diamir-Bus abfahrtbereit, der Reiseleiter von Multiadventure hieß Sunil, war auch schon mehrfach in Deutschland, also keinerlei Sprachprobleme und mit seinem ausgeprägten Wissen über Stadt und Land, Buddhismus und Hinduismus, Leben und Sterben, Glauben und Wissen begeisterte er alle. Unsere Stadttour führte von Thamel aus zu den großen Sehenswürdigkeiten Swayambhunath, Hanuman Dhoka, Boddhnath und Pashupathinath. Für uns war es sehr schade, dass Pathan nicht mit im Programm enthalten war, das hätten wir uns gerne noch angesehen.
Auf Swayambhunath waren wir uns schon mit Ngima, aber es gibt uns persönlich immer sehr viel, wenn wir bestimmte Sehenswürdigkeiten wiederholt ansehen, man kann dann mehr Details erfassen, auch waren die Erklärungen durch eine zweite Person und aus deren Sicht interessant.
Auf dem Durbar Square in Kathmandu konnten wir zu den vielen Tempeln immer noch erklärende Worte aufnehmen. Wir besuchten den Kumari-Ghar, den Wohnsitz der Kumari und sahen die Kindgöttin am Fenster, nachdem Sunil den Lehrer der Kumari befragt hatte, ob sie gewillt sei, sich uns zu zeigen. Lehrreich waren auch die Erläuterungen zu dem Kastamandap, einem offenen Tempel, der, an einer Straßenkreuzung liegend, in der Vorzeit den Reisenden als Unterkunft diente und heute noch als ein Treffpunkt für Andacht und Gesang eine gewisse Bedeutung hat. Dieser Kastamandap soll auch der Namensgeber für Kathmandu gewesen sein.
Nach einer erneuten kurzen Busfahrt erreichten wir das buddhistische Heiligtum Bothnath / Bouddhanath mit dem größten Stupa im Kathmandutal. Mit seinen 40 Metern Höhe (und 40m Durchmesser) überragt er alle ihn umgebenden Bauten. Nach einem kurzen Weg durch eine Hauptstraße erreichten wir den Platz mit dem großen Stupa und da es Mittagszeit war, dirigierte uns Sunil in ein Hotel mit einer riesigen Dachterrasse. Von dort aus konnten wir direkt auf den Stupa hinüber sehen und das touristische Treiben und den Umlauf der Gläubigen beobachten. Anschließend waren wir selbst mit im Umlauf. Natürlich erklommen wir auch den „Bauch Buddhas“ und wurden bei einem Umlauf, natürlich links herum, von unseren bösen Taten und Gedanken befreit. Da wir davon aber nicht viele hatten, reichte uns ein Umgang. In Bothnath selbst befinden sich sehr viele Klöster und auch Klosterschulen aus dem tibetisch-lamaistischen Glaubensbereich. Um den Stupa herum haben sich sehr viele Exil-Tibeter angesiedelt, dort residiert auch der Cini Lama, der dritthöchste Würdenträger der Tibeter. Selbst uns ist bei den Mönchen der stark tibetanische Gesichtsausdruck aufgefallen.
Den Abschluss der Stadtbesichtigung bildete der Besuch des größten hinduistischen Heiligtums Pashupatinath. Der Haupttempel und große Teile der Tempelanlage sind dem Gott Shiva gewidmet. Hier gilt Shiva als Herr der Tiere (pashu pati). Er soll hier ein tete-a-tete mit der Göttin Parvati gehabt und aus Sicherheitsgründen die Gestalt einer Gazelle angenommen haben. Doch Vishnu und Brahma erkannten ihn und nötigten ihn zum ständigen Verweilen an diesem Ort. Daraufhin versicherte er allen Menschen, die ihn hier sehen, dass sie nicht als Tier wiedergeboren werden.
In Pshupatinath befinden sich die Ghats, die Verbrennungsanlagen für verstorbene Hindus, deren aller Wunsch es ist, hier verbrannt zu werden. Nichthinduisten dürfen nicht alle Tempelanlagen betreten. Dazu gehören die Arya Ghats, sie sind den reichen und höher gestellten Kasten vorbehalten. Die Anlagen für arme und untere Kasten sind die Suraya Ghats und können betreten werden. Mitten durch diese Tempelstadt fließt der heilige Baghmati-Fluss, in den die Asche der Verstorbenen gestreut wird. Im Fluss werden auch rituelle Waschungen vorgenommen. Es ist für uns schier unvorstellbar, dass man sich in einem solch kleinen, nur sehr langsam fließenden Gewässer, in das kurz vorher die Asche der Toten geschüttet wurde, noch waschen kann. Interessant aber ist, was sich sonst noch auf den Ghats tut. Es gibt nämlich eine Art Siechenstation, auf der Kranke und Alte, die noch nicht ganz zum Sterben bereit sind, in besonderen Räumen von ihren Angehörigen und den Priestern versorgt werden. Ist dann der Zustand des Verfalles weiter fort geschritten, werden sie in andere Räume gelegt und erwarten dort allein den Tod.
In der Tempelanlage kann man noch viele kleine Tempel und Pilgerhäuser sehen. Einen großen Raum nimmt dabei die Darstellung des Phallus von Shiva ein, der in die Yoni von Parvati eingedrungen ist. Im gesamten Gelände tummeln sich wieder jede Menge Rhesusäffchen, die oftmals in wilder Jagd durch die Menschenmenge preschen. Auch einige Saddhus, aber wahrscheinlich echte, sind im Heiligtum zu finden. Für uns war dieser Ort irgendwie bedrückend.
Und nach den Besichtigungen waren alle aus unserer Gruppe etwas angeschlagen, auch auf Grund des doch anstrengenden Ablaufes an diesem Stadttag. Für uns war dieser Tag die Untermauerung und Ergänzung zu dem bereits Gesehenen in den fünf „Mitteltagen“. Die Eindrücke haben sich stark gefestigt, besonders auch durch die umfangreichen und ausführlichen Erklärungen Sunils.
Natürlich wussten wir, dass heute in Nepal ein ganz besonderer Tag war, zeugten doch die vielen Plakate und Tafeln, sowie die gesamten Vorbereitungsarbeiten in der Stadt den Silvester an, den Silvester in das Jahr 2062. So erlebten wir unseren Abschiedsabend von der Trekking-Tour in Nepal unter einem ganz besonderen Stern. In einen Newar-Palast, der bis vor kurzem noch als Dienstgebäude der Regierung diente und heute ein renommiertes Hotel ist, waren wir eingeladen worden. Ein wunderbares, fröhliches Folkloreensemble zeigte ein ca. einstündiges Programm mit Musik, Gesang und Tanz, das regelrecht mitreißen konnte. Eingebunden in den letzten Programmteil bekamen wir alle als Zeichen der Verehrung und für unser persönliches Wohlergehen und Glück eine Tika, den zinnoberfarbenen Punkt auf die Stirn. Nebenher begannen auch die Zeremonien für das ausgiebige Abendessen. Vorspeise, Suppe, Hauptgang mit Huhn, Wildschwein und Schaf, abschließend noch ein Dessert, natürlich mit einigen Schnäpschen aus den kleinen Tonschalen zwischendurch, nahmen gut zwei Stunden Zeit in Anspruch. Natürlich wurden auch einige Reden gehalten und Ngima übergab an Dagmar, Detlef und den Schwarzenberger Matthias die Diplome für die erfolgreiche Besteigung des Island Peak, ordentlich unterzeichnet vom Tourismus- und vom Naturschutzministerium.
Wir bedauerten sehr, dass von unseren Begleitern nur Dorjee und Daila anwesend waren. Wollten wir uns doch noch von unserem Freund Champa verabschieden. Aber die Bergsteiger waren zum Abschlussfest nicht eingeladen, obwohl es vorher so gesagt worden war.
Die wenigen Stunden vergingen zu schnell und der Abschied kam näher, zumindest der für den heutigen Abend. Interessant fanden wir auf dem Heimweg durch die Straßen von Thamel, dass eine ganz tolle Feierstimmung herrschte, aber alles friedlich ablief. Die Insider empfanden den Rauch in den Straßen nicht nur als den von Räucherstäbchen, sondern erkannten darin auch den süßlichen Geruch von Haschisch. An einer Straßenkreuzung war ein riesiges Mandala erstellt worden. Sicher hatte es die Ausmaße von 8 x 8 Metern. Es bestand aus verschiedenen Blüten und aus Getreide. Wir bummelten mit den Mädels nach Hause, einige andere „kneipten“ aber noch mal ein, die letzten von ihnen kamen arg gebeutelt gegen 4 Uhr ins Hotel. Wir konnten nach den aufregenden Ereignissen des Tages nicht gleich schlafen und hörten uns den Straßenlärm und das Geböllere noch eine ganze Weile an. Hier waren Feierlichkeiten im Gange, die denen zum Jahreswechsel bei uns sehr ähnelten und bei manchen Aktionen auch übertrafen.

14.04.2004 Kathmandu – Doha – Frankfurt
Dieser Tag sollte sehr lang werden, einmal durch die Zeiteinkürzung um 3 ½ Stunden und zum anderen durch die lange Unterwegszeit.
Wir standen pünktlich um 5.00 Uhr auf der Matte und nahmen mit den Mädels das Frühstück ein. Durch die „Durchfeierer“, die erst nach mehrmaligem Wecken gewillt waren, mit ab zu reisen, verzögerte sich die Abfahrt gewaltig, hatte aber keine weiteren Auswirkungen. So etwas wirft aber leider seine Schatten auf alle Teilnehmer. In der Morgendämmerung konnte man in der Stadt Reste der „Nacht des Jahres“ sehen. Überall brannten noch kleine Feuer, aber es waren auch die Straßenkehrer wieder unterwegs und versuchten den groben Schmutz zu beseitigen. Wir kamen also zur rechten Zeit auf dem Flugplatz an und wurden doch etwas zurück haltender als gestern Abend verabschiedet. Nun ging eigentlich alles „holter-die-polter“. Mir war es in der letzten Stunde im Magen herum komisch geworden und plötzlich musste ich und fand zum Glück noch die Toiletten. Als der ganze Mist raus war, ging es mir wieder besser, ich spürte aber schon das Gefühl wie in Namche Bazar. Ohne weitere Verzögerung verlief die Abfertigung und wir saßen im Flugzeug. Mit einer dreiviertel Stunde Verspätung hob unser Airbus A320 in Kathmandu ab und begann seinen Flug nach Doha. Ich konnte nur immer sagen: ach ist mir schlecht. Wir saßen alle relativ getrennt von einander und damit war keine große Verständigung mehr möglich. Kurz vor Doha kam noch Teil zwei bei mir raus und nach 6 Stunden Flug gab es für alle die Landung mit einem kurzen Zwischenstopp. Dora hat sich sehr um mich bemüht und gesorgt, aber ich wollte nichts, brachte auch kaum etwas hinter, wollte nur meine Ruhe. Matthias 2x und Jürgen Wimmer verabschiedeten sich schon hier in, da sie nach München flogen. Im Transit hatten wir nur eine Stunde Zeit, das brachte keine Erholungseffekte und ab ging es mit dem Airbus 300/600 in Richtung Frankfurt. Wir restlichen acht Teilnehmer landeten pünktlich um 18.00 Uhr sauber auf dem heimischen Boden, alle waren knülle und doch gab es am Flughafen eine sehr herzliche und ausgiebige Verabschiedung, aber ohne große Wiedersehensversprechungen. Alle waren glücklich, die Tour gut überstanden zu haben, es hatte den Anschein, dass keiner, der nicht alles geschafft hatte, darüber traurig war. Wir alle haben sehr viel gesehen, sehr viel erlebt und herrliche, bleibende Eindrücke in uns aufgenommen.
Nach einem erlebnisreichen Urlaub und einem anstrengenden letzten Tag sind wir an diesem Abend gegen Mitternacht mit gerade noch halb offenen Augen in Stollberg gut eingelaufen und hundemüde ins Bett gesunken.
Für Dora und mich war es das Größte, was wir gesehen und in Sachen Urlaub/Erlebnis geschafft haben. Und darauf sind wir mächtig stolz.

Nepal, seine Natur, seine Menschen und seine Kultur sind einfach überwältigend und erlebnisreich.

(Text by Siegfried Bräuer)
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